
Amberg
500 Schüler beim Zeitzeugengespräch mit Holocaust-Überlebenden
Mit 90 Jahren reist Ernst Grube noch immer durch Deutschland. Als Zeitzeuge berichtet er von den Verbrechen der Nazis. Aktuelle Entwicklungen zeigen: Das ist wichtiger denn je.
Rund 500 Schüler im Amberger Stadttheater – und doch ist es hier so still wie in keinem Klassenzimmer. Gebannt hören sie zu, wie Ernst Grube seine Lebens-, vor allem aber seine Kindheitsgeschichte erzählt. Im Dezember wird er 91 Jahre alt. Er hat damit die Schrecken der Naziherrschaft in Deutschland miterlebt und vor allem überlebt – und das als Jude.
1932 in München geboren, haben die Nazis im jüdischen Wohngebäude seiner Familie bald Wasser, Strom und Gas abgedreht. Zur Schule gehen darf er nicht, mit dem gelben Juden-Stern wird er gesellschaftlich geächtet, immer mehr Juden werden deportiert. Was mit seinen Tanten und ihren Familien passiert, weiß er lange nicht. Nur weil er aus einer Mischehe kommt, wird er selbst nicht deportiert. Es ist eine Geschichte, die unter die Haut geht.
Erinnerungskultur lebt – und ist wichtig
Grube erzählt aus der Vergangenheit. Doch das Thema ist eines für die Gegenwart. Die Zahl der Straftaten mit antisemitischen Hintergrund steigt, die AfD genießt hohe Umfragewerte – als Partei, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Stichwort Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit. Diese Entwicklungen machen auch Ernst Grube Sorgen.
Doch Grube sieht nicht alles schwarz. Gerade aus solchen Veranstaltungen schöpft er viel Hoffnung. Die Erinnerungskultur in Deutschland lebt – ganz anders als in den Jahren nach der Befreiung. Keiner, so berichtet er, habe damals seine Geschichten und Erlebnisse hören wollen. Das sei heute anders – und doch nicht genug.
(mz)