1.000 Tage dauert der Krieg in der Ukraine nun schon an. Für viele Geflüchtete, die in Deutschland Zuflucht gefunden haben, bleibt der Konflikt trotz physischer Distanz Teil ihres Alltags. Einer von ihnen ist Yaroslav Bykanov. Ursprünglich aus Taraschtscha, einer Stadt rund 100 Kilometer südlich von Kiew, lebt der Ukrainer seit 1,5 Jahren in der Oberpfalz und seit kurzem in Weiden. Doch gedanklich ist er jeden Tag in seiner Heimat.
„Ich habe Sorge um meine Mama und meine Freunde. Ein paar meiner Leute sind schon im Krieg an der Front gestorben“, erzählt er. Mehrmals täglich telefoniert er mit seiner Mutter, die noch immer in der Ukraine lebt. Der Beginn des Krieges am 24. Februar 2022 ist für ihn unvergesslich: „In den ersten Stunden des Krieges rief mich zuerst meine Mutter an. Sie weinte und sagte, dass Kiew bombardiert wird und dass es Krieg ist!“
Yaroslav engagiert sich aktiv bei der Hilfsorganisation Space-Eye in Weiden. Er unterstützt bei administrativen Aufgaben und der Organisation von Hilfslieferungen, wie aktuell der Sammlung von Weihnachtspaketen für die Ukraine. Andreas Lehner, Leiter der Weidener Space-Eye-Gruppe, betont, dass die Mitarbeit von Ukrainern wie Yaroslav extrem wichtig ist, um zu übersetzen und auch kulturelle Brücken zu schlagen.
Laut Evi Fink, Abteilungsleiterin besondere soziale Dienste bei der Stadt Weiden, leben derzeit etwa 880 ukrainische Geflüchtete in Weiden, davon sind mehr als ein Drittel Kinder und Jugendliche. Seit Kriegsbeginn ist ein dichtes Netzwerk aus Hilfsorganisationen und Vereinen entstanden, das den Neuankömmlingen Orientierung bietet.
Andre Pfeiffer von der Asylunterbringung Weiden erklärt, dass trotz steigender Zahlen die Integration gut gelingt. Initiativen wie die Ukrainehilfe oder der Verein Neue Zeiten leisten wertvolle Unterstützung, sowohl bei der Erstversorgung als auch bei langfristigen Anliegen.
Doch die Situation bleibt emotional herausfordernd, wie Yaroslav erzählt. Es fühlt sich in Deutschland immer noch nicht wie zuhause an. In den kommenden Wochen stehen für ihn größere Operationen an, die in seiner Heimat derzeit nicht möglich wären. Er möchte auch danach in Deutschland bleiben und seine Familie von hier aus unterstützen.
(pg)