In Weiden, am unteren Markt, hatte Sie ein sogenanntes Rohproduktengeschäft: die Familie Steinhart. Sie handelte mit Fellen und Häuten. 1938 wurde ihr Laden im Zuge der Reichspogromnacht verwüstet. 1942 wurden die Händler von der NS-Regierung in Konzentrationslager verschleppt und ermordet. Jetzt haben sie ihre Stolpersteine bekommen.
18 neue Stolpersteine an 5 Orten sind Teil des Weidener Stadtbildes geworden. Es ist die zweite Welle, nachdem vor einem Jahr schon die ersten 12 verlegt wurden. Ziel ist es, schon bald allen Weidenern, die den Nationalsozialisten zum Opfer gefallen sind, einen eigenen Stolperstein zu widmen. Der Impuls dafür geht ursprünglich auf die Nachfahren einer der Opferfamilien zurück. Der heute in Amerika lebende Peter Kupfer hatte von den Stolpersteinen erfahren und zusammen mit der Stadt Weiden die ersten Steine für seine Familie geplant.
Familie Kohner
Angehörige einer der Familien sind auch diesmal dabei. Im Gegensatz zum letzten Jahr hat das Thema der Ermordung jüdischer Menschen jetzt allerdings eine neue Bedeutung erhalten. Michal und Hila Kohner aus Israel erlebten das hautnah. Besonders jetzt ist es ihnen wichtig, hier in Weiden ein Zeichen zu setzen.
Hilas Urgroßvater Eduard Kohner geriet 1938 in einen Streit mit einem SS-Mann. Im Rahmen des „Heimtückegesetzes“ wurde er daraufhin von den Nazis verhaftet und schlussendlich nach Dachau verschleppt. Diesen Hintergrund haben Schülerinnen der Weidener Pestalozzi-Schule herausgefunden. Das Haus der Familie Kohner liegt auf ihrem Schulweg. Zusammen mit ihrem Geschichtslehrer haben die Schülerinnen die Geschichten einiger der jüdischen Familien erforscht und während der Stolpersteinverlegung vorgestellt.
Für Leonie Götz, eine der Schülerinnen, hat alles als normale Schulaufgabe angefangen. Der Einblick in die Leben der Familien hat ihr aber nach und nach zu denken gegeben. Genau das soll schließlich auch das Ziel der Stolpersteine sein. Gunter Demnig, der Erfinder der Stolpersteine, hat dieses Jahr seinen 100.000. Stein verlegt – so ist sicher, dass Menschen noch viele Jahre lang über die Stolpersteine stolpern werden.
(sb)