Schulden – was in Deutschland lange ein Tabu-Thema war, wird mittlerweile immer offener diskutiert. Angesichts der engen Verknüpfung aus Einzelhandel und Absatzfinanzierung ist es auch kein Wunder, dass viele Haushalte inzwischen Schulden haben. So haben im Januar 2018 deutsche Kreditinstitute – laut Bundesbank – an Haushalte zum Zweck der Konsumfinanzierung mehr als 1,73 Milliarden Euro ausgereicht. Eine beeindruckende Summe. Viele Kreditnehmer können ihre Verbindlichkeiten regulär an Banken zurückzahlen. Leider gelingt dies nicht jedem Verbraucher. Die Folge: Im Creditreform Schuldneratlas wird von 10,06 Prozent der Bevölkerung gesprochen, die als überschuldet gelten. Sprich deren Verbindlichkeiten sind inzwischen so hoch, dass der Kapitaldienst nicht mehr ohne Weiteres möglich ist.
Aber: Pauschal über Haushalte und Verbraucher zu urteilen ist falsch. Regional sind – etwa im Hinblick auf die kommunale Verschuldung – Unterschiede recht groß. Auf Kreisgebietsebene betrachtet schneidet Neumarkt in der Oberpfalz laut einer Finanzen.net-Pressemeldung mit 509 Euro besonders gut ab. Überhaupt schafft Bayern hier den Sprung in die Spitzengruppe. Die fünf Kreisgebiete mit der niedrigsten Verschuldung kommen alle aus dem Freistaat. Stellt sich natürlich die Frage, warum Bayern an dieser Stelle so gut abschneidet. Sind bayerische Haushalte einfach solventer? Oder können sie schlicht besser mit Geld umgehen?
Wie sieht die persönliche Verschuldung aus?
Das Thema Schulden bzw. die Überschuldungsquote ist immer wieder aktuell und wird von Medien und Experten diskutiert. Unter anderem vor dem Hintergrund prekärer Beschäftigungsverhältnisse steht die Frage im Raum, ob Überschuldung irgendwann vielleicht zu einem Massenphänomen wird. Wie sieht die Schuldensituation einzelner Haushalte aus? In der Praxis geben verschiedene Statistiken hierzu Auskunft.
Beispiel Statistisches Bundesamt: Den Statistiken zufolge werden pro Jahr etwa 100.000 Insolvenzverfahren über Privatpersonen eröffnet. Die durchschnittliche Höhe der überschuldeten Verbraucher lag 2016 bei mehr als 31.000 Euro. Dass Schulden inzwischen zu einem wachsenden Problem werden, zeigt sich auch am bereits erwähnten Schuldenatlas von Creditreform. Übertragen auf die Gesamtbevölkerung heißen die 10 Prozent, dass etwa 6,8 Millionen Deutsche von Überschuldung betroffen sind. Und laut Creditreform hat in den letzten Jahren die Zahl jener Bundesländer mit einer negativen Entwicklung bei der Überschuldungsquote zugenommen.
SCHUFA zieht positive Bilanz
Dass Millionen Deutsche in der Schuldenfalle feststecken, ist eine ernüchternde Erkenntnis. Über die Ursachen ist an anderer Stelle zu sprechen. Allerdings sehen nicht alle Auskunfteien die Entwicklung so negativ. Der SCHUFA-Kompass zeigt – abseits der negativen Aspekte – auch einige positive Seiten. So sind laut Publikation der SCHUFA im Jahr 2016 mehr als 97 Prozent der aufgenommenen Ratenkredite auch wieder vertragsgemäß an Banken zurückgezahlt worden. Und über mehr als 90 Prozent der Personen in den Datenbanken der SCHUFA liegen keine Negativmerkmale vor.
Aufgrund dieser Daten – so der Eindruck – scheint das Gros der Haushalte nach wie vor Verbindlichkeiten fristgemäß zu tilgen. Was muss passieren, damit ein Verbraucher in die Schuldenfalle gerät?
Die Ursachen für Überschuldung
Überschuldung beschreibt eine Situation, in welcher eine Person Verbindlichkeiten nicht mehr aus eigener Kraft tilgen kann. Als Ursache kommen verschiedene Aspekte in Frage. Beispielsweise sind die Schulden inzwischen so hoch, dass nur noch die laufenden Zinsen gezahlt – aber kein Schuldendienst mehr geleistet werden kann. Im Regelfall läuft es aber darauf hinaus, dass Einkommen und Ausgaben in keinem gesunden Verhältnis mehr zueinanderstehen.
Hohe Verbindlichkeiten: Sehr hohe Verbindlichkeiten können aus unterschiedlichen Gründen entstehen. So ist denkbar, dass ein Haushalt mehrere Finanzierungen oder Ratenkredite aufnimmt. Ab einem gewissen Punkt ist die Kreditgesamtsumme zu hoch, um aus dem Einkommen einen adäquaten Schuldendienst zu leisten.
Einkommen zu niedrig: Dieser Auslöser passiert meist plötzlich – wenn aufgrund verschiedener Ursachen plötzlich das Einkommen zusammenschmilzt. Bisher eigentlich ohne Probleme tragbare Verbindlichkeiten lassen sich so nicht mehr finanzieren.
Letzterer Ursache basiert nicht selten auf:
Ein Phänomen sind hohe Schulden bei jungen Erwachsenen. Hier sind es oft Handyverträge oder fehlende Kompetenz im Umgang mit Geld, was als Auslöser für die Schuldensituation in Frage kommt.
Wie lässt sich die persönliche Finanzsituation verbessern?
Schulden sind schnell gemacht! Sich aus der Schuldenfalle wieder herauszuarbeiten, ist dagegen eine Herausforderung. Für viele Betroffene bleibt am Ende nur die Insolvenz. Muss es am Ende immer soweit kommen? In der Praxis lassen sich bereits weit vorher einige Tricks anwenden, um wieder Herr über die eigenen Finanzen zu werden.
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Ein Haushaltsbuch hilft dabei, sich einen Überblick über Einnahmen und Ausgaben zu verschaffen. Bild: Stockfotos-MG –Fotolia.com
Werden Bürger in naher Zukunft entlastet?
Als Haushalt den Gürtel enger schnallen – oft eine bittere Pille. Und das Ganze wird um so unangenehmer, je stärker die Belastungen durch Steuern und Abgaben werden. Wie soll die Zukunft für Single- und Familienhaushalte aussehen? Die Koalition aus SPD und Union hat sich auf diverse „Geschenk“ für Bürger und Bürgerinnen geeinigt. Wer kann davon profitieren?
Familien mit Kindern: In Zukunft soll eine Anhebung des Kindergelds um 25 Euro erfolgen. Ob diese Maßnahme auch bei Beziehern von Harzt IV ankommt, bleibt fraglich. Der Bund will in Zukunft auch Familien mit Kindern beim Bauen unterstützen – indem über zehn Jahre ein Zuschuss für Kinder gewährt wird. Es dürfte spannend werden, ob das Baukindergeld am Ende tatsächlich eine echte Hilfe darstellt.
Arbeitnehmer: Beschäftigte werden seitens der GroKo ebenfalls mit einigen „Zuwendungen“ bedacht. Hier geht es zum Beispiel darum, den Beitrag zur Arbeitslosenversicherung herunterzuschrauben. Aber auch an den Soli will die neue Koalitionsregierung den Rotstift ansetzen. Damit können Arbeitnehmer auf etwas mehr Netto vom Brutto hoffen.
Über die genannten Punkte hinaus plant die GroKo weitere Veränderungen, die sich finanziell bemerkbar machen werden. Aber: Ob und wann diese letztlich umgesetzt werden, steht in den Sternen.
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Durch einige Maßnahmen lässt sich die eigene finanzielle Situation entspannen – doch wie kann das funktionieren? Bildquelle: Gregory Lee – Fotolia.com
Fazit: Kommunen und Verbraucher haben Schulden
Neumarkt in der Oberpfalz ist ein Beispiel dafür, dass Kreisgebiete durchaus eine niedrige Pro-Kopf-Verschuldung erreichen können. Allerdings kommen kein Kreisgebiet und keine Kommune komplett ohne Schulden aus. Und auch Haushalte haben in den letzten Jahren immer wieder Kredite aufgenommen, um beispielsweise den Konsum oder eine Immobilie zu finanzieren. Viele Kreditnehmer zahlen ihre Darlehen regulär zurück – ohne dass es hier zu Störungen kommt. Auskunfteien beobachten aber auch den Trend einer anziehenden Überschuldungsquote. Inzwischen sind knapp sieben Millionen Verbraucher davon betroffen. Und es kann am Ende jeden Haushalt treffen. Besonders Jobverlust, Scheidung oder Krankheit sind Gründe, gegen die kaum ein Mittel hilft – außer den Überblick zu behalten und im Notfall entsprechend gegenzusteuern. (exb)
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