Seit 50 Jahren ist am Klinikum St. Marien in Amberg die Dialyse für alle Patienten, deren Nieren versagen, möglich. Nephrologe Dr. Lothar Kornalik ist seit 1983 am Klinikum und blickt auf die Entwicklungen und Fortschritte in der Dialyse am Klinikum zurück.
„Heute haben Patienten, deren Nierenfunktion versagt und die auf die Dialyse angewiesen sind, auch noch Lebensqualität. Früher war das nicht so, da ging es nur ums Überleben“, erklärt Dr. Lothar Kornalik. Er macht seinen Beruf als Nephrologe gerne und vor allem aus Überzeugung. Seit 1983 ist er am Klinikum St. Marien Amberg und kann auch in seiner Funktion als Ärztlicher Leiter des KfH-Nierenzentrums einiges von der Entwicklung der Dialyse erzählen. Ebenso wie sein Vorgänger Dr. Nikolaus Luz, der 1969 als Assistenzarzt im Klinikum Amberg angefangen hat und vom damaligen Chefarzt Dr. Wilhelm Barczyk mit dem Aufbau der Dialyse-Abteilung beauftragt worden ist – in diesem Jahr jährt sich der Beginn der Dialyse am Klinikum Amberg zum 50. Mal.
Damals gab es im Bereich der Dialyse gar nichts. Ich bin dann zunächst für vier Wochen nach München gegangen, das war quasi ein Schnellkurs in der Nephrologie. Danach haben wir mit einem Dialysegerät begonnen. Wir, damit meine ich mich, Anne Moosburger und später dann Walter Kleinhenz, die mich als Pflegekräfte damals maßgeblich unterstützt haben. Dass die Dialyse am Ende eine eigenständige Abteilung wurde, ist auch maßgeblich dem damaligen Landrat Dr. Hans Raß sowie dem Landtagsabgeordnetem Toni Donhauser zu verdanken.
Dr. Lothar Kornalik, Ärztlicher Leiter KfH-Nierenzentrum
Die Dialyse ist dann gewachsen, Fortschritte waren nach und nach erkennbar. Alte Bilder zeigen, dass die Dialyse in den 80er Jahren im Kellerbereich des Klinikums zu finden war – mittlerweile standen zu dieser Zeit 25 Betten für Patienten zur Verfügung, die von mehr als 20 Pflegekräften versorgt worden sind. Amberg habe als eine der wenigen Kliniken mit dem Aufbau einer Dialyse begonnen, das Angebot hätten sonst nur Universitätskliniken.
Aus den bescheidenen Anfängen ist heute eine moderne Station geworden. Dr. Nikolaus Luz ging 2006 in den Ruhestand, wusste aber, er übergibt die Leitung der Nephrologie in gute Hände – nämlich in die von Dr. Lothar Kornalik. „Die Arbeit auf der Dialysestation bedeutet Teil einer Familie zu sein. Manchmal erfährt man von den Patienten Dinge, die sonst nicht einmal die Familie erfährt. Wenn die Patienten es wollen und zulassen, baut man bei einigen schon ein enges Verhältnis auf. Man verbringt einfach viel Zeit mit den Patienten“, erzählt Dr. Kornalik. „Der Beruf des Nephrologen hat viele schöne Seiten, die eine ist die menschliche, die andere die technische.“
Und gerade auf der technischen Seite habe sich enorm viel zum Positiven verändert – fünf Jahrzehnte Entwicklung.
Die ganze Dialysetechnik hat sich verändert. Früher wurde die Acetatdialyse angewandt. Die Nebenwirkungen wie Blutdruckabfall, Übelkeit und Krämpfe waren dabei recht häufig. Aus diesem Grund konnten auch nur Patienten ohne schwere Begleiterkrankungen wie Herzmuskelschwäche, Lungenerkrankungen und Diabetes mellitus behandelt werden.
Dr. Lothar Kornalik, Ärztlicher Leiter KfH-Nierenzentrum
Die Hämodialyse ist heute das häufigste genutzte Dialyseverfahren. Die Bauchfelldialyse, die besonders für Patienten mit Herzproblemen geeignet ist, führt leider zu Unrecht ein Schattendasein. Bei der Hämodialyse wird das Blut dem Patienten aus einem sogenannten Shunt oder zentralen Venenkatheter entnommen und über eine Membran (Dialysator) geleitet auf deren anderen Seite eine Spüllösung fließt in die die Schadstoffe vom Körper abgegeben werden. Das gereinigte Blut erhält der Patient zurück. Diese Prozedur wird dreimal in der Woche für vier bis sechs Stunden durchgeführt. Früher zweimal wöchentlich für zwölf Stunden bei Knappheit von Maschinen und Material.
Doch auch der medikamentöse Bereich hat sich weiterentwickelt. „Dialyse-Patienten bilden ganz wenig Blut, da der Stoff, der zur Blutbildung nötig ist (Erythroproetin), in den kranken Nieren nicht mehr produziert wird. Bluttransfusionen sind deshalb erforderlich. Infektionskrankheiten wie Hepatitis B, C oder HIV, die damals noch nicht sicher nachweisbar waren, konnten übertragen werden.“ Heute wird das gentechnologisch hergestellte Medikament Erythroproetin dem Patienten am Ende der Dialyse verabreicht. Transfusionen sind nur mehr selten erforderlich.
Durch verbesserte Technik sind moderne Dialysemaschinen sicher desinfizierbar, bevor ein neuer Patient damit behandelt wird. Lebenswichtige Teile werden mehrfach computergesteuert überwacht, dadurch wird die Übertragung von Infektionen von Seiten der Maschinen verringert. Das Durchschnittsalter der Patienten lag in den 70er Jahren bei 40 Jahren und ist bis heute auf 75 bis 80 Jahre angestiegen. Auch sehr viele ältere Patienten profitieren hinsichtlich der Lebensqualität von der Behandlung.
Das Gefühl der Abhängigkeit von einer Maschine ist geblieben. Um dies zu minimieren, müssen Patient, Dialysepflege und Arzt eine Einheit bilden, damit sie gemeinsam im Sinne des Patienten die medizinisch vertretbaren Entscheidungen treffen können.
Politische Vorgaben und die große Zahl an Patienten erforderten 1985 die Gründung des KfH-Nierenzentrums.
Auf die Frage nach einem für ihn besonderen Fall eines Patienten, denkt Dr. Kornalik an einen jungen Mann. „Er hatte Diabetes Typ I, wurde vom Hausarzt zu uns geschickt aufgrund einer Niereninsuffizienz und war dialysepflichtig. Großes Problem war, er hat sich gerade erst selbstständig gemacht, hat gerade in seine eigene Firma investiert. Als Arzt kommt dann die Frage: Was mache ich jetzt mit dem Patienten? Welche Wünsche und Ziele hat der Patient noch und wie ist das mit Familie und Krankheit zu vereinbaren?“ Die Wahl fiel damals auf die Bauchfelldialyse, die auch von zuhause aus durchgeführt werden kann. Das passende Dialyseverfahren kann oft eine Familie retten, wie es hier der Fall war.
Die Arbeit im Bereich der Dialyse ist eine tägliche Herausforderung, die ständig aktuellen Entwicklungen unterliegt, gerade deswegen aber eine besonders erfüllende Aufgabe ist, so Dr. Kornalik.
(Bildquelle: Klinikum/Dietl)
(vl)