34 jüdische Bürger, die während der Herrschaft der Nationalsozialisten aus ihrer Heimat in Weiden entführt, und ermordet wurden: diese Zahl nennt die Gedenkstele in der Weidener Konrad-Adenauer-Anlage. Sie ist veraltet. Heute sind 56 Namen bekannt. Alljährlich versammeln sich Weidener vor der Stele in der Konrad-Adenauer-Anlage, um an die Anfänge dieser Verbrechen zu erinnern. Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938: Die Reichspogromnacht, die im ganzen Deutschen Reich, und auch in Weiden, ihre Spuren hinterließ. Die Synagoge wurde gestürmt – Menschen wurden zur Polizeistation gebracht, geschlagen, und über Regensburg in ein Konzentrationslager verschleppt.
Vom 9. November zum 7. Oktober
Für viele ist das Gedenken an die Pogromnacht heute wichtiger denn je. Am 7. Oktober dieses Jahres wurden beim Überfall der Hamas auf Israel so viele Juden ermordet, wie seit 1945 nicht mehr. Parallelen zur Pogromnacht sind deutlich sichtbar. Und: seit dem Angriff ist Antisemitismus, auch bei uns, wieder deutlicher zu spüren. Der Weidener Oberbürgermeister Jens Meyer erzählt von einer Israelflagge, die er nach dem 7. Oktober vor dem Rathaus aufzog. Sechs Tage später wurde sie heruntergerissen und zerschnitten.
Dass Menschen, die so etwas tun, sich nicht für eine Mehrheit halten – dass jene, die der jüdischen Gemeinde besonders jetzt beistehen, nicht still und leise bleiben, das ist dem Oberbürgermeister wichtig. Glücklicherweise wird auch das sichtbar. Die Teilnahme am Gedenkabend war dieses Jahr deutlich höher als in den Vorjahren. Auch der örtliche Imam, Maher Khedr, war unter den Besuchern.
Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
Veranstaltet wurde der Gedenkabend, zusammen mit der Stadt Weiden, von Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Vorsitzender Werner Friedmann hat zu den Opfern der NS-Zeit einen ganz persönlichen Bezug. Unter den Ermordeten war auch sein Onkel. Kennengelernt hat er ihn nie. Heute engagiert er sich bei der Gesellschaft, um aktiv Antisemitismus zu bekämpfen. Einer der Gründer, Pfarrer Alfons Forster, will das besonders an die nächste Generation weitergeben.
So halten Schülerinnen der Weidener Pestalozzi-Schule einen eigenen Beitrag während des Gedenkabends. Sie haben mithilfe des Stadtarchivs die Geschichten der ermordeten Weidener Juden erforscht. So soll die Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten auch in Zukunft nicht verloren gehen.
(sb)