Reitstall in Not: Die Pferdewirtschaftsmeisterin Sandra Weiß hat sich nach einem schweren Unfall zurück ins Leben gekämpft. Nun bedroht die Corona-Krise ihre Existenz erneut.
Im September 2019 hatte die Pferdewirtschaftsmeisterin Sandra Weiß aus Altmannshof bei Amberg einen schweren Unfall. Als sie ein Pferd auf die Koppel bringen wollte, stieg es plötzlich und rutschte dabei auf dem nassen Untergrund aus. Sandra Weiß wurde von dem Pferd mitgerissen, es stürzte auf sie und sie stieß sich den Kopf an einem Stein – und zwar derart, dass sie unter anderem einen Schädelbasisbruch erlitt. Die Reitlehrerin war sofort bewusstlos, musste über drei Stunden lang reanimiert und stabilisiert werden, um überhaupt in ein Krankenhaus gebracht werden zu können.
Sie lag sechs Wochen im Koma und wurde mehrfach totgesagt. Wie durch ein Wunder überlebte sie aber. Sie kämpfte sich zurück, ist andauernd in Therapie und kann tatsächlich wieder am normalen Leben teilnehmen. Auf dem ersten Blick merkt man ihr nichts an, aber beim genaueren Beobachten fällt auf, dass sie immer leicht nach vorne gebeugt ist, dass ihre Hände oft angeschwollen sind, dass ihr manche Bewegungen schwer fallen. Und tatsächlich: Sie selbst sagt, sie kann nicht mehr so viel leisten wie früher. Es sei einfach eben alles durcheinander.
Aber Sandra Weiß hat es geschafft, sich aus ihrer persönlichen Krise heraus zu kämpfen. Mit der Unterstützung ihrer Familie und ihres Reitstall-Teams schaffte sie es irgendwie, den Betrieb am Laufen zu halten, weiterhin Reitunterricht anzubieten und alle Pferde zu versorgen. Denn Sandra Weiß besitzt einen großen Stall mit Reitschule.
Doch nur wenige Monate nach dem Unfall der nächste Rückschlag. Wegen der Corona-Pandemie darf sie keinen Unterricht mehr geben. Dabei sind die fast 60 Pferde in ihrem Stall nahezu alles Reitschulpferde. Ihr fehlen die Einnahmen komplett, muss aber tagtäglich viel Geld ausgeben, um ihre Tiere zu versorgen. Außerdem kann sie den Betrieb aufgrund ihrer körperlichen Einschränkungen nicht alleine stemmen und braucht Angestellte. Aber auch die kann sie sich kaum mehr leisten.
Der Pferdehof allerdings war ihr Lebenstraum. Sie hat ihn sich aus dem nichts aufgebaut, hat inzwischen eine Vier-Sterne-Reitschule und ist für viele Kinder im Landkreis Amberg-Sulzbach der Anlaufpunkt für Reitunterricht oder andere Ersterfahrungen mit Pferden. Die Pferde hätten sie am Leben erhalten, sagt Sandra Weiß. Alles aufzugeben wäre für sie unerträglich.
Um ihr in ihrer Not zu helfen, haben Reitschüler die Idee entwickelt, Patenschaften für die Tiere anzubieten. Interessierte können für einen kleinen Betrag im Monat eine Patenschaft für ein Pferd erwerben und können dann je nach finanziellem Aufwand auch Reitunterricht mit ihm nehmen. Außerdem braucht der Hof Sachspenden, wie Halfter, Decken für die Pferde oder Stricke. Es sei für nichts mehr Geld da, aber es brauche so vieles, meint Sandra Weiß. Ihr falle es wahnsinnig schwer, um Hilfe zu bitten. Aber sie sei nun an einem Punkt, an dem es nicht mehr anders ginge.
(eg)