Die Bürgermeister der betroffenen Kommunen haben schon unterzeichnet, jetzt setzten auch die stellvertretenden Landräte und Fraktionsvorsitzenden des Landkreises Amberg-Sulzbach ihre Unterschrift unter die „Gemeinsame Stellungnahme zum Bahnausbau Nordostbayern-Bahnstrom (Elektrifizierung) im Landkreis Amberg-Sulzbach und der Stadt Amberg“.
Auf Einladung von Landrat Richard Reisinger trafen sie sich im König-Ruprecht-Saal des Landratsamtes und einigten sich auf ein gemeinsames Vorgehen. Ihr Ziel ist es, die Deutsche Bahn bei der Planung der Stromtrasse zum Nachbessern aufzufordern. „Wir wünschen uns die Elektrifizierung der Bahn durch den Landkreis, damit wir die infrastrukturelle Zukunftsfähigkeit unserer Region voranbringen können. Damit dies menschen- und landschaftsverträglich geschieht und Stromtrassen vermieden werden, müssen jedoch alle technischen Möglichkeiten ernsthaft geprüft und realisiert werden“, erklärte der Landkreischef. Die Bürgermeister der betroffenen Kommunen hatten auf Initiative von Landrat Richard Reisinger die Stellungnahme im Vorfeld formuliert und am 17. August 2020 signiert.
Mit den zusätzlichen Unterschriften der Landratsstellvertreter und Fraktionsvorsitzenden wird sie als Zeichen eines geschlossenen politischen Vorgehens in der Region dem zuständigen Bahnvertreter Matthias Trykowski, Leiter des Portfolios Großprojekte Nordbayern, dem Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Andreas Scheuer, dem Regierungspräsidenten der Oberpfalz, Axel Bartelt sowie den Bundestagsabgeordneten Alois Karl (CSU), Karl Holmeier (CSU), Peter Aumer (CSU) und Uli Grötsch (SPD) zugestellt.
STELLUNGNAHME
Bahnausbau Nordostbayern – Bahnstromnetz (Elektrifizierung) im Landkreis Amberg-Sulzbach und der Stadt Amberg
Hier: Gemeinsame Stellungnahme der BetroffenenAuf Initiative des Landrats Richard Reisinger trafen sich die betroffenen Kommunen und deren Vertreter am Montag den 17.08.20 im Landratsamt Amberg-Sulzbach.
1.) Die Bürgermeister der Landkreisgemeinden, der Landrat des Landkreises Amberg-Sulzbach, Richard Reisinger, und der Oberbürgermeister der Stadt Amberg, Michael Cerny, begrüßen grundsätzlich neue Technologien und freuen sich, dass unsere Region für den Ausbau eines Bahnstromnetzes bedacht wird.
Die Betroffenen sprechen sich deutlich für den elektrischen Antrieb der Schienenfahrzeuge auf der Bahnstrecke Nürnberg – Schwandorf aus, sind aber nicht davon überzeugt, dass hierfür ergänzende Infrastruktur zum vorhandenen öffentlichen Stromnetz benötigt wird.
2.) Als Erstes muss der fehlende Planungsauftrag für die Metropolenbahn von Nürnberg über Neukirchen nach Schwandorf gesichert sein – die Aufnahme in den vordringlichen Bedarf (aktueller Stand) ist zu unkonkret. Erst danach kann ernsthaft über eine Stromversorgung gesprochen werden.
3.) Weiter lehnen die betroffenen Kommunen es ab „Bahnstrom als Sicherheitsreserve für andere bereits geplante Strecken durch ihre Gemeinden zu führen“.
4.) Im Interesse des Landkreises Amberg-Sulzbach und der Stadt Amberg müssen vor der Elektrifizierung Alternativen geprüft werden.Folgende Alternativen sind dabei mindestens zu prüfen:
a) Elektrifizierung der Strecke mit Fahrstrom aus dem öffentlichen Netz (Einspeisung über Umrichter).
b) Batterieelektrischer Antrieb der Schienenfahrzeuge – wie z. B. in Schleswig-Holstein ab 2022 praktiziert (Diese neuen Akku-Züge lassen sich zum einen an vorhandenen Oberleitungen der Hauptstrecken nachladen, zum anderen ist dort die Errichtung neuer Ladestationen geplant)
c) Wasserstoffantrieb der Schienenfahrzeuge überall dort, wo die Reichweite der Akku- Züge für nicht ausreichend erachtet wird.Kritik und Bedenken:
1. Entgegen der Aussagen des Planers der DB ist eine Erdverkabelung in Teilabschnitten möglich. Die Machbarkeit in unserem Streckenbereich ist von Experten zu prüfen.
2. Gefahren für die Gemeinden im Landkreis AS und die Stadt Amberg werden darin gesehen, dass die Lasten (Kosten/Nutzen) unerträglich werden und damit für die Bürger nicht tragbar.
3. Die große Sorge bzw. Gefahr sehen die Bürgermeister darin, dass unsere Region aufgrund des fehlenden Planungsauftrags nicht mit dem Ausbau der Metropolenbahn -Strecke München – Regensburg – Schwandorf – Amberg – Nürnberg- versorgt wird. Die Region sollte Gewähr bekommen, dass auch hier der Ausbau der Metropolstrecke erfolgt und nicht nur andere Regionen über uns versorgt werden.
4. Zu beachten gilt es auch, dass bei Nichtrealisierung der Landkreis AS und die Stadt Amberg sowie andere Gemeinden u. U. wirtschaftlich abgehängt werden. Als fördertechnisch gesehener „Raum mit besonderem Handlungsbedarf“ wäre dies besonders fatal.Fazit und weiteres Vorgehen:
Der Planungsauftrag des Bundesverkehrsministeriums muss geändert werden, um eine Alternative Stromversorgung für unsere Region zu konzipieren. Zum aktuellen Auftrag besteht für die Planer überhaupt keine Möglichkeit, Alternativen zum üblichen Bahnstromnetz zu prüfen.Die Aufgabenstellung muss deshalb aus unserer Sicht lauten:
Planung eines elektrischen Antriebs der Schienenfahrzeuge auf der Bahnstrecke Nürnberg – Schwandorf inklusive Prüfung weiterer Alternativen.Eine Elektrifizierung ist zwar notwendig, sofern der Planauftrag für unsere Region kommt, aber der Planungsauftrag für beide Versorgungsstrecken muss zeitgleich kommen – wir benötigen eine Gewährleistung.
Eine Lösung für unsere Region (in Anlehnung an die erfolgreiche Umsetzung der neuen Züge im Allgäu
– Loks mit alternativem Antrieb) könnten Loks mit Wasserstoffantrieb sein. Wasserstoffzüge (emissionsfreie Züge mit Brennstoffzellen) sind jedoch nicht die alleinigen Alternativen.
Herr Bundestagesabgeordneter Alois Karl prüft den aktuellen Planungsauftrag für unsere Region bzw. Bahnausbau Nordostbayern, ob dieser ggf. angepasst werden sollte bzw. ob dies noch möglich ist.Grundsätzlich ist ein Bahnstromnetz für künftige Technologien im Bahnverkehr wichtig. Dieselbetriebene Loks sind nur noch bis 2029 verfügbar, dann werden sie für den Schienenverkehr gesperrt. Unter Betrachtung des zunehmenden Güterverkehrs (Belastung für Umwelt und Menschen) erlangt der Transport mit der Bahn immer mehr an Bedeutung.
Es sollten aber auch Alternativen für die künftige Nutzung in Erwägung gezogen werden. Erst nach einer ernsthaften Prüfung und Abwägung dieser und ggf. weiterer technischer Alternativen darf eine Elektrifizierung mit ergänzender Infrastruktur in Form eines neuen Bahnstromnetzes für Nordostbayern erfolgen, vorrangig unter dem Gesichtspunkt der Bündelung entlang der überregionalen Straßen.
Teilnehmer:
Alois Karl, MdB
Dr. Harald Schwartz, MdL
Richard Reisinger, LR Lkr. Amberg-Sulzbach Michael Cerny, OB Stadt Amberg
Michael Göth, 1. Bgm. Sulzbach-Rosenberg Joachim Neuß, 1. Bgm. Stad Auerbach
Gerhard Pirner, Dipl.-Ing.
Dieter Dehling, 1. Bgm. Illschwang Peter Achatzi, 1. Bgm. Neukirchen Reiner Pickel, 1. Bgm. Weigendorf Roman Berr, 1. Bgm. Etzelwang Anton Peter, 1. Bgm. Ammerthal Roland Strehl, 1. Bgm. Kümmersbruck
Roland Müller, 3. Bgm. Gemeinde Ensdorf Birgit Barth, Kreisrätin Stadt Auerbach
Jörg Fritsch, 1. Bgm. Gemeinde PommelsbrunnDieses Schreiben wird von den stellvertretenden Landräten und den Fraktionsvorsitzenden des Landkreises Amberg-Sulzbach unterstützt. Die Unterzeichnung fand am Montag, den 29. September 2020 im König-Ruprecht-Saal des Landratsamtes Amberg-Sulzbach statt.
Stefan Braun, stv. Landrat
Michael Rischke, stv. Landrat
Bernhard Lindner, CSU
Peter Dotzler, FW
Winfried Franz, SPD
Peter Eckert, GRÜNE
Henner Wasmuth, JU
Dr. Martin Pöllath, FDP/FWS
Marianne Badura, stv. Fraktionsvorsitzende der ÖDP
Funda Toy, DIE PARTEI/DIE LINKE
(Bildquelle: Martina Beierl)
(vl)