Ein intermodales Verkehrskonzept soll die Zukunft der Mobilität im Amberg-Sulzbacher Land formen. Dafür sollen auch die Bürger miteinbezogen werden. Denn im Gegensatz zu Großstädten sind die Menschen im Landkreis oftmals noch auf einen eigenen PKW angewiesen, um von A nach B zu kommen. In Zukunft könnte die Mobilität im Amberg-Sulzbacher Land viel mehr auf die Vernetzung verschiedener Verkehrsmittel umgestellt und eine nachhaltige Verkehrswende zu Gunsten ökonomischer, ökologischer und sozialer Faktoren fokussiert werden.
Das intermodale Verkehrskonzeptes wird vom Regionalmanagement des Landkreises Amberg-Sulzbach unter Leitung von Katharina Schenk gemeinsam mit der Stadt Amberg und dem Fachbüro Mobilitätswerk GmbH aus Dresden entwickelt. Landrat Richard Reisinger und Katharina Schenk beantworten wichtige Fragen dazu:
Herr Landrat, wie sieht für Sie die optimale Fortbewegung im Landkreis in naher Zukunft aus?
Landrat Richard Reisinger: Ich bin davon überzeugt, dass wir uns künftig mithilfe verschiedener Verkehrsmittel, die intelligent miteinander vernetzt sind, fortbewegen werden. Die Mobilität der Zukunft wird sich im Landkreis dann nicht mehr hauptsächlich nur auf den Privat-PKW konzentrieren, sondern beispielsweise ein Mix aus Fahrrad, Bus und Carsharing sein.
Mobilität ist die Voraussetzung dafür, dass ein Landkreis prosperiert. Ist das mit dem Metathema Klimaschutz überhaupt vereinbar?
Landrat Richard Reisinger: Wir werden die ökologischen und die ökonomischen Ansprüche besser miteinander vereinbaren, damit daraus ein nachhaltiger Nutzen auf mehreren Ebenen entsteht. Das ist unser erklärtes Ziel hinsichtlich eines modernen Mobilitätskonzeptes, das wir im Übrigen auch schon im Leitbild „Deine Zukunft 2030 für den Landkreis Amberg-Sulzbach“ klar definiert haben. Ich bin aber auch realistisch genug zu wissen, dass in vielen kleinen Orten und Ortsteilen unseres ländlichen Raums ein Auto einfach notwendig ist. Mit welchem Antrieb es fährt und wie viele Personen drinsitzen, ist wiederum eine andere Frage.
Frau Schenk, bei Ihnen laufen die Fäden für die Entwicklung des Mobilitätskonzeptes zusammen. Vor welchen Herausforderungen stehen die Verkehrsteilnehmer denn auf Ihren täglichen Fahrten durch das Amberg-Sulzbacher Land?
Katharina Schenk: Das wollen wir in der derzeit laufenden Online-Umfrage herausfinden. Hier können Bürgerinnen und Bürger ihre Meinung einbringen. Herausforderungen könnten zum Beispiel der fehlende Zubringer zum Zug, eine zu geringe Bushaltestellendichte oder die noch verbesserungswürdige Verkehrssicherheit für Fußgänger und Radfahrer sein, da es zu wenig vernetzte Wege gibt.
Flächenfraß ist in Bayern ein großes Thema. Reicht die bestehende Infrastruktur aus bzw. wie kann eine Infrastruktureffizienz im Landkreis erreicht werden?
Katharina Schenk: Zentrales Ziel für uns ist es, nachhaltige Mobilitätslösungen zu entwickeln, das heißt wir möchten den Fokus einerseits auf die Verbesserung bereits bestehender Infrastrukturangebote legen und andererseits alternative sowie umweltfreundliche Mobilitätsangebote wie Anruf-Dienste, Sharing-Modelle, Mitfahrgelegenheiten etablieren.
Der Bus- und Bahnverkehr ist bereits gut ausgebaut. Sehen Sie hier noch Optimierungsbedarf?
Katharina Schenk: Möglicherweise gibt es hier Verbesserungswünsche bezüglich der bereits bestehenden Taktzeiten, der Fahrtdauer oder der Ticketpreise. Auch diese Kriterien sollen im Mobilitätskonzept Berücksichtigung finden.
Viele Menschen schätzen es, flexibel zu sein, beispielsweise nach der Arbeit kurz noch zum Einkaufen fahren zu können. Wie kann diese Flexibilität in einem modernen Mobilitätskonzept gewährleistet werden?
Katharina Schenk: Das kann gerade die Stärke eines intermodalen Mobilitätskonzeptes sein. Intermodal bedeutet, dass auf einer Wegstrecke unterschiedliche Verkehrsmittel zum Einsatz kommen. Im konkreten Beispiel könnte man mit dem Zug oder Bus zur Arbeitsstelle fahren und für den anschließenden Einkauf vor dem Nachhauseweg das Angebot eines öffentlichen (E-)Fahrradverleihsystems nutzen, das wiederum online buchbar ist. Digitale Informationen zur Verfügbarkeit des örtlichen Mobilitätsangebots spielen hier ebenfalls eine wichtige Rolle. Um aber ein modernes, nachhaltiges und bedarfsgerechtes Mobilitätskonzept für den Landkreis Amberg-Sulzbach und die Stadt Amberg zu realisieren, sind wir zunächst vor allem auf eine hohe Bürgerbeteiligung an unserer Online-Umfrage angewiesen.
Was wird dabei abgefragt und wie ist die Beteiligung bis dato?
Katharina Schenk: Wir laden Bürgerinnen und Bürger des Landkreises sowie der Stadt Amberg dazu ein, ihre persönlichen Alltagswege unter Angabe ihres gewünschten Verkehrsmittels einzuzeichnen und Vorschläge für bedarfsgerechte Erweiterungen oder neue Mobilitätsangebote einzubringen. Im Zuge dessen fragen wir ab, ob die Menschen in der Region zum Beispiel nachhaltige Beförderungsmöglichkeiten wie Anruf-Dienste, Mitfahrgelegenheiten oder (E-)Fahrradverleihsysteme nutzen würden. Die bisherige Beteiligung an der Umfrage zeigt, dass das Thema auf großes Interesse stößt. Gleichwohl dürfen sich gerne noch mehr Bürgerinnen und Bürger beteiligen. Die erhobenen Daten sind natürlich anonym und werden ausschließlich zu Projektzwecken weiterverarbeitet. Bringen Sie also Ihre Meinung und Ihr lokales Wissen ein und helfen Sie aktiv mit, die Mobilität in Ihrer Region zu verbessern!
Um sich einen Überblick über die derzeitigen Personenverkehrsströme des Öffentlichen Personennahverkehrs und des Individualverkehrs zu verschaffen, gehen die Regionalmanager in drei Schritten vor.
(Bildquelle: Martina Beierl)
(vl)