Es sind auf den ersten Blick unscheinbare, dunkel Verfärbungen im Boden – doch genau danach suchen Archäologen wie Simon Cichy auf einer Grabungsstelle in der Nähe von Nabburg. Denn: Die Verfärbungen verraten viel über die Vergangenheit – und wie dieser Ort vor hunderten von Jahren aussah. „Wir sind hier auf eine mittelalterliche Siedlung gestoßen“, erklärt der Grabungsleiter. „Sie lässt sich auf das 10. bis 12. Jahrhundert datieren. Wir konnten Keramikscherben, Schlackenreste sowie Holzkohle im Boden finden.“ Zwei, vielleicht sogar drei Hausgrundrisse konnten die Archäologen hier feststellen.
Letzte vorbereitende Maßnahmen
Die Grabungen sind vorbereitende Baumaßnahmen für den Südostlink: ein hunderte Kilometer langes Erdkabel, das Strom von Nord- nach Süddeutschland transportieren soll. Die Planungen des Netzbetreibers Tennet dafür laufen bereits seit Jahren. Darin eingebunden war seit 2016 auch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege. Die Experten dort haben den geplanten Trassenverlauf genau untersucht – und hatten den Verdacht, dass an dieser Stelle etwas im Boden versteckt sein könnte. „Es gab mehrere Hinweise darauf, dass hier eine Fundstelle sein könnte“, erklärt Grabungstechnikerin Alexandra Klingelhöfer vom Landesamt für Denkmalpflege. „Auf alten Karten war zum Beispiel vom Rappertshof bzw. dem Rappertsäcker die Rede. Das war zwar etwas weiter nördlich markiert, aber aufgrund der topografischen Gegebenheiten haben wir dann diese Stelle als wahrscheinlich eingeschätzt. Was sich nun auch bestätigt hat.“
Funde wandern ins Archiv
Rund 450 Funde konnten die Experten schon sammeln. Weil dieses Bodendenkmal durch die Bauarbeiten für den Südostlink zerstört werden wird, dokumentieren und archivieren die Experten alle Befunde ganz genau – um die Erkenntnisse für die Zukunft zu erhalten. Archäologische Untersuchungen wie diese sind für den Bauträger, den Netzbetreiber Tennet, Pflicht. Aktuell laufen aber auch schon einzelne Baumaßnahmen. „Wir arbeiten im Landkreis Schwandorf zum Beispiel schon an zahlreichen Spülbohrungen.“, erklärt Torsten Grampp von Tennet.
Auch in anderen Orten der Oberpfalz wie Mitterteich und Tirschenreuth laufen bereits Baumaßnahmen – und das obwohl der Planfeststellungsbeschluss, also die offizielle Genehmigung, noch gar nicht steht. „Das ist dadurch möglich, dass wir Baugenehmigungen für einzelne Bereiche bereits bekommen haben. Mit dem Planfeststellungsbeschluss kann es dann in voller Breite losgehen.“, so Grampp. Mit diesem Planfeststellungsbeschluss rechnet Tennet circa Ende 2024 oder Anfang 2025. Abgeschlossen werden soll das Mammut-Projekt dann bis 2030.
(az)