„Kunst bedeutet, Gefühle auszudrücken. Und all diese Gefühle wachsen in mir jeden Tag mehr und mehr. Vielleicht ist die Kunst in mir.“
Rokhsar Akbari ist 20 Jahre alt, und erst vor kurzem aus Afghanistan nach Deutschland geflohen. Das Malen liegt ihr am Herzen. Es ist also das erste, das ihr eingefallen ist, als ihre Lehrerin das Wort „Glück“ in den Raum geworfen hat. Zusammen mit fast 100 anderen Schülern, die gerade erst die deutsche Sprache lernen, hat Rokhsar daraus ihren eigenen Zeitungsartikel verfasst.
Eine Schülerzeitung zu schreiben, so kurz nachdem man das Deutsche Alphabet gelernt hat, scheint fast unmöglich. Das Berufliche Schulzentrum Schwandorf macht das aber jedes Jahr zur Realität. „Weil International Rockt“ nennt sich ihre Schülerzeitung – kurz „WIR“, verfasst von Geflüchteten, die mit ihren Deutschkenntnissen noch ganz am Anfang sind. Jedes Jahr steht ein anderer Begriff im Zentrum. Die Schüler der Integrationsklassen schreiben dazu ihren ganz eigenen Artikel – und dieses Jahr dreht sich alles um das Glück.
Für Rokhsar Akbari bedeutet Glück, zu malen. Mikhail Polevych aus der Ukraine fühlt sich glücklich, wenn er seinen Hobbys nachgehen kann. Solomiia Patsola, auch aus der Ukraine, stellt ihre kleine Schwester in den Mittelpunkt. Wenn sie glücklich ist, ist auch Solomiia glücklich. Die Artikel der Schüler bieten alle einen ganz persönlichen Einblick in ihre Geschichten, und in ihre Köpfe. Viele von ihnen stammen aus Kriegsgebieten. Sie haben eine komplizierte Beziehung mit dem Glück. Aber jeder Artikel gibt zu denken, weil die Schüler selbst viel darüber nachdenken mussten, was Glück für sie bedeutet.
Zum ersten Mal nach Berlin
Vielleicht genau deshalb hat die Schülerzeitung „WIR“ jetzt einen ganz besonderen Preis gewonnen. Der Schülerzeitungswettbewerb der Länder zeichnet jedes Jahr bundesweit Schülerzeitungen in verschiedenen Kategorien aus. In der Sparte der Berufsschulen wurde „WIR“ jetzt zur drittbesten Deutschlands gekürt. Die Preisverleihung findet erst im Sommer statt, aber schon jetzt sind die Schüler, und ihre Lehrerin Heidi Langer, aus dem Häuschen.
Bei lokalen oder regionalen Wettbewerben ist ihre Zeitung öfter mal vertreten, meint Heidi Langer. Aber nach Berlin haben sie es noch nie geschafft. Zur Preisverleihung darf sie dann zusammen mit zwei Schülern nach Berlin reisen. Auch ein kleiner Geldpreis ist dabei. Über Glück zu schreiben, hat den Schülern vielleicht also wirklich ein bisschen Glück beschert.
(sb)