400 Tausend neue Wohnungen pro Jahr – das ist eigentlich das bundesweite Ziel. Dieses Jahr werden davon wohl höchstens 265 Tausend gebaut werden können, schätzt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung. Denn: Die Baubranche steckt tief in der Krise. Es gehen weniger Aufträge ein und viele bestehende Aufträge werden storniert. Das Problem: Bauen ist teurer geworden. Das sorgt für Probleme und trübe Stimmung, auch hier bei uns im Landkreis Schwandorf.
Wohnbauprojekt auf Eis gelegt
Ein Beispiel dafür: ein Wohnungsbauprojekt im Taubenweg in Nittenau: Acht Mehrparteienhäuser sollten hier auf einem brachliegenden ehemaligen Werksgelände entstehen. Gebaut sind bisher nur fünf. Von 2019 bis 2022 lief das Projekt hervorragend, so Bauunternehmer Franz Wilhelm aus Neunburg vorm Wald – dann musste das Projekt quasi über Nacht auf Eis gelegt werden. „Die KfW-Förderung wurde gestoppt und gleichzeitig sind die Zinsen enorm gestiegen. Für Investoren und Bauherren waren die Wohnungen nicht mehr finanzierbar.“, erklärt der Bau-Unternehmer.
Weniger eingehende Aufträge, viele Stornierungen
Zusammengefasst: Bauen ist schlicht und ergreifend für viele zu teuer geworden. Die Folge: Es herrscht Krisenstimmung in der Baubranche.
Rund ein Fünftel der Betriebe klagt momentan über stornierte Aufträge, so das Ergebnis einer Umfrage des ifo-Instituts. Mehr als die Hälfte der Unternehmen klagt über zu niedrige Auftragsbestände. In den vergangenen Jahren sah das ganz anders aus. Bis 2022 waren die Auftragsbücher von rund 90 Prozent der Unternehmen gut gefüllt.
Gespräch mit Abgeordneten der Freien Wähler
Im Gespräch mit den Landtagsabgeordneten Martin Scharf und Tobias Gotthardt von den Freien Wählern wollen die Bau-Unternehmer auf die Probleme in ihrer Branche aufmerksam machen. Die Wünsche: Höhere Förderungen, niedrigere Bauzinsen und sichere Rahmenbedingungen für Bauherren. Diese Forderungen nimmt Tobias Gotthardt, Staatssekretär für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, für seine politische Arbeit in München mit. „Es gibt verschiedene Ansätze, die auch wir in Bayern leisten können. Zum Beispiel Entbürokratisierung. Außerdem können wir beim Bayern-Darlehen noch nachbessern.“, so Gotthardt.
Trotz allem Pessimismus für 2024
Selbst wenn sich die Lage schnell verbessern sollte, bräuchte die Branche rund ein Jahr, um wieder in Schwung zu kommen, erklärt Christan Huber. Für das Jahr 2024 sind die Bau-Unternehmer also pessimistisch. Und auch für das Wohnbauprojekt im Taubenweg in Nittenau sieht Franz Wilhelm schwarz: Aktuell sei kein Weg in Aussicht, um das gestoppte Projekt wieder zu beleben.
(az)