Kommende Woche startet das neue Schuljahr. Dafür fordert der Bayerische Realschullehrerverband realistische Umsetzungsstrategien für die Schulen, um Schulschließungen zu vermeiden.
„Wir befinden uns in einem Spannungsfeld. Einerseits wollen wir wieder verlässlichen Präsenzunterricht an unseren Schulen anbieten, andererseits dürfen wir die Sicherheit der Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte nicht gefährden. Maskenpflicht im Unterricht allein kann hierbei nur ein erster, zeitlich und regional begrenzter Schritt sein“, äußert sich Jürgen Böhm, Vorsitzender des Bayerischen Realschullehrerverbands (brlv), eine Woche vor dem Schulbeginn am Rande des „Schulgipfels“ in der Staatskanzlei.
Maskenpflicht in den ersten neun Tagen
Heute hatten sich auf Einladung des Ministerpräsidenten Vertreter der Lehrer-, Eltern-, Direktoren- und Schülerverbände über Maßnahmen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie verständigt. Man einigte sich darauf, zeitlich begrenzt für die ersten neun Schultage eine Maskenpflicht an den weiterführenden Schulen im Unterricht einzuführen.
Grenzwerte täglich im Blick haben
„Wir fordern realistische Strategien hinsichtlich der Hygienemaßnahmen und Abstandsregelungen, die sich vor Ort an den Schulen auch gut umsetzen lassen“, betont Böhm. Abhilfe könnten hier auch Luftreinigungsanlagen, automatische Desinfektionsmittelspender, Plexiglaswände oder Einzeltische schaffen. „Besonders Lüftungskonzepte sind sehr wichtig. Hier müssen die Schulen vor Ort eigenverantwortlich agieren“, sagt der brlv-Vorsitzende.
„Außerdem müssen die Schutzmaßnahmen flexibel sein und regionale Entwicklungen berücksichtigen“, betont Böhm. „Wir müssen die Grenzwerte täglich im Blick behalten und entsprechend die einzelnen Handlungsschritte zeitlich klar definieren.“ Das Ziel sei, die Gesundheit aller am Unterricht Beteiligten zu erhalten und erneute Schulschließungen wenn irgendwie möglich zu vermeiden. „Das Schuljahr 2020/21 darf kein verlorenes Schuljahr werden“, so Böhm.
BayernSPD fordern längerfristige Testkonzepte für Lehrer
Die bildungspolitischen Sprecherinnen der BayernSPD-Landtagsfraktion Dr. Simone Strohmayr und Margit Wild fordern im Rahmen des heutigen Bildungsgipfels längerfristige Testkonzepte für Bayerns Lehrkräfte sowie mehr Lehrpersonal, um den versäumten Lernstoff der letzten Monate zügig nachzuholen. „Besondere Sorge bereitet mir, dass bereits im vergangenen Schuljahr massive Lernlücken entstanden sind. Bis heute ist aber unklar, wie der versäumte Unterricht nachgeholt werden kann und welches Lehrpersonal dafür zur Verfügung steht, zumal Corona-bedingt über 6.000 Lehrkräfte fehlen werden. Es kann auf keinen Fall sein, dass die Schulen mit diesen Problemen allein gelassen werden – bis dato fehlen pädagogische Ansätze, die die entstandene Bildungsungerechtigkeit abfedern. In dieser jetzigen Situation wären kleine sowie feste Lerngruppen mit ausreichend Personal eine gute Lösung. Ich fordere daher ausdrücklich den Kultusminister auf, endlich Farbe zu bekennen und zur Lehrkräftesituation im Freistaat für das kommende Schuljahr Stellung zu beziehen“, so Strohmayr.
Mit Blick auf die Teststrategie sei es dringend nötig, weitere Corona-Testungen in erforderlichen Abständen zu wiederholen und langfristige Testkonzepte zu etablieren, schlägt Wild vor und ergänzt: „Dafür ist eine enge Zusammenarbeit mit den zuständigen Gesundheitsämtern Voraussetzung. Die Belastung von Test- und Hygienekonzepten kann nicht allein bei den Schulen liegen. Wir brauchen Ärzteteams, priorisierte Corona-Testungen für Lehrkräfte sowie externe Hygienebeauftrage. Auch hier müssen feste und langfristige Maßnahmen forciert werden. Derzeit fährt die Staatsregierung nur wieder auf kurze Sicht. In den kommenden Wochen werden wir die Entwicklungen genau beobachten. Denn uns ist sehr wichtig, dass die Gesundheit unserer Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler oberste Priorität haben und der Unterrichtsbetrieb unter diesen Bedingungen für alle gut organisiert wird.“
Brandbrief an Bildungsminister
Die Abgeordneten Strohmayr, Wild sowie die gesundheitspolitische Sprecherin Ruth Waldmann hatten in der letzten Woche einen Brandbrief an Bildungsminister Piazolo formuliert, in dem sie vor einem drohenden Test-Chaos an Bayerns Schulen gewarnt haben.
(vl)