Ab 27. April werden in Bayern die Schulen für Abschlussklassen geöffnet. Damit werden ab kommenden Montag rund 14 Prozent der Schüler wieder die Schulen besuchen. Heute Vormittag hat Bayerns Kultusminister Dr. Michael Piazolo (FW) weitere Details dazu bekannt gegeben.
– Unterrichtsorganisation
Man würde behutsam in den Schulbetrieb starten, betonte der Kultusminister bei der Pressekonferenz. Es wurden dafür detailgenaue Pläne verschickt, wie der Unterricht künftig stattfinden soll. So gebe es einen besonderen Hygienplan. Dieser sieht unter anderem vor, dass die Klassen geteilt werden – die Größenordnung solle hierbei zwischen 10 und 15 Schülern liegen, um Abstand einzuhalten. Pro Schüler soll es 1,5 Meter Abstand zu jeder Seite in den Klassenräumen geben – dies seien 4 Quadratmeter pro Schüler. Dafür soll es eine besondere Sitzordnung geben, sowie Einzeltische. Außerdem werde es keine Gruppenarbeiten geben – dafür genaue Regeln für Pausen, Schulweg und Toilettengang.
Auch die Unterrichtsorganisation wird sich voraussichtlich ändern: So könne es notwendig sein, dass Unterrichtsgruppen neu eingeteilt, ein Stundenplan neu aufgestellt oder auch der Stoff reduziert werden müsse, dies sie Aufgabe der Schulleiter, deren bisherige Arbeit der Kultusminister lobte.
– Maskenpflicht
Eine Maskenpflicht in der Schule gibt es laut Piazolo bislang nicht. Man habe darüber nachgedacht, aber man habe nun in der Schule bewusst Bedingungen geschaffen, wo der Abstand eingehalten werden könne, solle und müsse. Unterricht mit Masken sieht Piazolo kaum durchführbar, da die Maske durchfeuchtet werden würde. Jedoch sieht er eine Maske in bestimmten Situationen als angemessen an: z.B. beim Toilettengang. Den Lehrern soll eine Maske zur Verfügung gestellt werden, außerdem gebe es das Bestreben, dass es auch für die Schüler, die bislang keine Maske haben, ab dem ersten Schultag eine Maske gibt. Maskenpflicht gilt dagegen auf dem Schulweg – im ÖPNV.
– Schüler und Lehrer in Risikogruppen
Unter den Schülern gibt es auch welche, die sich in Risikogruppen befinden, beispielsweise chronisch krank sind. Hier sei die Teilnahme am Unterricht – mit fachärztlichen Attest – nicht notwendig. Man wolle stattdessen sicherstellen, dass es entsprechende Lernangebote für Zuhause gibt, so der Kultusminister.
Auch Lehrer, die zu Risikogruppen zählen, sollen nicht für den Präsenzunterricht herangezogen werden, darunter fallen beispielsweise Lehrer mit Vorerkrankungen, chronisch Kranke oder auch Schwangere. Auch hier sei ein fachärztliches Attest jeweils nötig. Lehrer, die über 60 Jahre alt sind, dürfen freiwillig Unterricht geben, jedoch sei es vorerst – da nur 14 Prozent der Schüler zunächst den Präsenzunterricht besuchen – nicht nötig, dass diese Lehrer im Unterricht eingesetzt werden müssen.
– Prüfungen und Klausuren
Der Kultusminister erläuterte in seiner Rede noch einmal den Prüfungsfahrplan der Abschlussklassen. Hier die Termine im Überblick.
Die Abschlussprüfungen starten jeweils:
• Abitur ab 20. Mai 2020
• Mittelschule ab 06. Juli 2020
• Realschule ab 30. Juni 2020
• Fos/Bos ab 18. Juni 2020
Da demnach den Abiturienten die geringste Zeit bleibt, um sich auf ihre Abschlussprüfungen vorzubereiten soll der Präsenzunterricht hier nur in Prüfungsfächern stattfinden. Mittelschulen und Realschulen, die ihre Abschlussprüfungen weit nach Pfingsten haben, bei diesen seien noch Klausuren möglich, aber nur wenn diese für die Notenfindung auch nötig sind, nicht jedoch in der Anlaufphase und auch danach nur nach pädagogischen Ermessen.
Bei Gymnasien, Fos/Bos und beruflichen Schulen soll es gar keine Leistungsnachweise mehr geben, es sollen keine Klausuren geschrieben werden. Jedoch wurde eine Günstigkeitsregel für die Schüler beschlossen: Wenn sie wollen, sollen sie nach dem Abitur noch die Mögichkeit bekommen, Prüfungen nachzuschreiben, erläuterte Piazolo.
– Rückkehr der weiteren Schulklassen in die Schule
Derzeit plane man, dass zwei Wochen nach dem Rückkehr der Abschlussklassen auch die Klassen wieder zurück an die Schule können, die vor dem Übertritt stehen oder nächstes Jahr Abschlussprüfung haben. Doch ob dies ab 11. Mai tatsächlich der Fall sein wird, ist aktuell noch unklar. Denn es fehle der endgültige Beschluss, so Piazolo. Die Kultusminister werden sich diesbezüglich noch einmal zusammen setzen und auch in Bayern soll es noch entschieden werden.
Es gebe auch viele Überlegungen, wie es weitergeht mit den anderen Klassen. Sein Ziel sei es, dass man es schaffe, in diesem Jahr alle Schüler wieder in die Schule zu bekommen – aber dies werde sicherlich kein normaler Schulbetrieb sein, so der Kultusminister. Man werde schichten müssen. Es werde bestimmte Regelungen geben, damit nicht alle Schüler zur gleichen Zeit in der Schule sind. Man entwickle Pläne, wie man entsprechend zeitlich und räumlich schichten könnte. Piazolo hält dabei eine Schichtung nach Wochen, Tagen oder auch innerhalb eines Tages für möglich. Genaue Pläne wollte er jedoch noch nicht offenlegen, diese seien abhänig vom jeweiligen Infektionsgeschehen.
– Lernen Zuhause
Zunächst bleibt es also dabei: Für die Mehrzahl der Schüler in Bayern findet der Unterricht weiter Zuhause statt. Dies sei jedoch kein Ersatzunterricht und die Eltern auch keine Ersatzlehrer, betonte Piazolo. Insofern sei das, was in den letzten Wochen geleistet wurde, großartig. Aktuell soll es beim Lernen zuhause möglichst eine Basisvermittlung geben. Dabei solle nicht nur auf digitale Angebote gesetzt werden, sondern auch andere Möglichkeiten genutzt werden. Es solle keine benoteten Leistungsnachweise geben, aber durchaus Lernkontrollen. Es sollen Zuhause Grundlagen geschaffen werden für die Wiederaufnahme des Unterrichts. Wichtig sei auch der Kontakt zwischen Schülern, Lehrer und Eltern – Piazolo kann sich dabei vorstellen, dass es entsprechende Sprechstunden gibt.
– Notfallbetreuung
Die Notfallbetreuung soll fortgesetzt und ausgeweitet werden, auch das machte der Kultusminister bei der Pressekonferenz deutlich. So sollen sowohl die systemrelevanten Berufe ausgebaut werden als auch Alleinerziehende mit aufgenommen werden.
– Ausblick
„Es gibt im Moment und auf absehbare Zeit keine Normalität an unseren Schulen“ – das betonte Michael Piazolo. Man bedauere dies, aber dies sei der jetzigen Situation geschuldet. „Gesundheit steht für uns an erster Stelle, für die gesamte Schulfamilie, Schüler, Lehrer und auch Eltern“ – das machte der Minister deutlich. Man habe drei Phasen, vor dem 16. März als die Schule offen war, dann die vergangenen 6 Wochen, wo der Unterricht zu 100 Prozent zuhause war und nun ab 27. April, wo ein Teil der Schüler wieder in den Unterricht zurückkehren. Ab 11. Mai sollen weitere Schüler folgen (s.o.).
Wichtig sei es über die zwei Schritte hinaus auch weitere Schülerinnen und Schüler an die Schule zu bringen, gerade auch im Grundschulbereich. Doch das sei nicht leicht, denn gerade kleinere Kinder würden Schwierigkeiten haben, sich an die Hygienevorschriften zu halten.
(nh)