Regelmäßig melden Naturfreunde ihre Sichtungen von Weißstörchen an den Landesbund für Vogelschutz. Doch diese Beobachtung war eine echte Überraschung. Bei der Überprüfung der Ringnummer eines Storchs staunten die bayerischen Naturschützer nicht schlecht. So stellte sich heraus, dass es sich bei dem fotografierten Weißstorch um einen ganz besonderen, weil schon sehr alten Storch handelt.
Der Vogel aus Steppach (Lkr. Bamberg) wurde 1992 im Tiergarten Nürnberg gepflegt und mit der Nummer „DER-A737“ beringt. Nach einer ersten Freilassung 1993 wurde er wegen Störung des Flughafenbetriebs in Nürnberg nochmals eingefangen und ist jetzt nach einer zweiten Auswilderung 1994 bei Freystadt (Lkr. Neumarkt) wieder in Aspertshofen im östlichen Nürnberger Land gesichtet worden.
„Nach 24 Jahren ohne Sichtung ist das wirklich etwas Außergewöhnliches“, so die LBV-Biologin Oda Wieding.
„In Einzelfällen können wir Störchen zusammen mit Auffangstationen wie dem Tiergarten Nürnberg natürlich helfen“, so Oda Wieding. Auf dem Zugweg nach Spanien und Westafrika oder aber im Mittleren Osten und Südafrika drohen ungesicherte Strommasten, Vergiftungen, Abschuss und weitere Verletzungsmöglichkeiten. Der LBV sorgt deshalb in Bayern für ausreichend Nahrungsflächen sowie gute Nistplätze, um zumindest hier im Brutgebiet für gute Startbedingungen zu sorgen. „Natürlich werden wir DER-A737 soweit wie möglich weiter beobachten, im Garten des Naturfreundes in Aspertshofen ist er jedenfalls immer willkommen.“
Wie sich nach der Kontaktaufnahme mit dem Storchenfreund herausstellte, hat sich DER-A737 seit 2016 immer wieder mal im Garten in Aspertshofen sehen lassen. „Er scheint aber nicht zu brüten, da uns in der näheren Umgebung kein Storchennest bekannt ist“, sagt Oda Wieding. „Vereinzelt können Störche durchaus sogar über 30 Jahre alt werden und mit seinen 26 Jahren könnte DER-A737 theoretisch sogar noch für Nachwuchs sorgen“, so die Biologin weiter. Die Besonderheit der Beobachtung liegt auch darin begründet, dass das Durchschnittsalter eines Weißstorchs nur bei ungefähr acht Jahren liegt. Viele unerfahrene Jungstörche erliegen den verschiedensten Gefahren auf dem Zugweg und rund 60 Prozent des diesjährigen Nachwuchses überleben nicht mal das erste Jahr.
Gerade beringte Vögel können den Naturschützern viele wissenschaftliche Daten zu Durchschnittsalter und Lebenserwartung, aber auch zu Zugwegen, Nestbauverhalten und vielen weiteren Fragen liefern. „Solche Beobachtungen sind wichtig für unsere
Bestandsüberwachung des Weißstorchs“, erklärt die LBV-Weißstorchexpertin. Erst im Vorjahr wurde das in Bayern lange Jahre durch den LBV durchgeführte Artenhilfsprogramm Weißstorch erfolgreich beendet. Eine Bestandsüberwachung durch den LBV soll aber weiterlaufen, um sowohl Bruterfolg als auch Bestandstrends und potentielle Gefährdungen einschätzen und gegebenenfalls reagieren zu können.
(ms/Pressemitteilung LBV)
Foto: LBV