Fr, 15.07.2022 , 11:47 Uhr

Amberg

Bayern Tierheim-Tour: Überlastet und unterfinanziert

Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes Thomas Schröder tourt aktuell durch die Tierheime in Bayern. Sein Ziel: die Stärkung des praktischen Tierschutzes.

Die Lage in den bayerischen Tierheimen ist dramatisch. Denn die finanzielle Belastung der Tierheime hat sich durch Pandemie und Krieg noch weiter verschärft. Um sich persönlich ein Bild von der Lage in den bayerischen Tierheimen vor Ort zu machen, tourt der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes Thomas Schröder gemeinsam mit der Präsidentin des Landesverbands Bayern Ilona Wojahn durch den Freistaat und besucht insgesamt sechs Tierheime. Jetzt hat er auch Halt beim Tierschutzverein Amberg gemacht. Bei seinen Besuchen wurde dem Präsidenten eines deutlich: Die finanziellen Sorgen beschäftigen alle Tierheime.

Aufnahme von Fundtieren ist kommunale Pflichtaufgabe
Neben den steigenden Energie- und Heizkosten wegen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs sei der Grund für dieses Problem auch die fehlende Unterstützung der Kommunen. Diese stünden in der Verantwortung, den praktischen Tierschutz im Land mehr zu unterstützen. Tierheime übernehmen seit Jahrzehnten die Pflichtaufgabe der Kommunen, indem sie Fundtiere aufnehmen – ohne dass diese kostendeckend dafür entschädigt werden.

Katzenschwemme sorgt für Überlastung in den Tierheimen

Das ist für die Tierheime eine große finanzielle und personelle Belastung. Denn gerade nicht erwünschter Katzennachwuchs stellt die Heime immer wieder vor eine Herausforderung.

Das Tierheim ist fast schon für die Katzenschwemme zu klein, weil es immer mehr gibt. Und wir verlangen schon seit Jahren Kastrationspflicht, weil die Katzen immer mehr werden. Wir haben jetzt zwar neu gebaut, weil wir das mussten, weil die Zwinger für die Hunde zu kleinwaren, aber die Katzen werden einfach immer mehr. Wir suchen auch Pflegeplätze für die Katzenmütter mit ihren Kleinen, aber bekommen nur sehr wenige los.

Sabine Falk, 1. Vorsitzende Tierschutzverein Amberg

Die Katzenmütter müssen gemeinsam mit ihren Kleinen in Quarantäne. Für die Mitarbeiter ist es ein schlimmer Anblick, wenn die Katzenmamas mit ihren Babys in der kleinen Box sitzen. Um dieses Problem zu lösen, fordern die Tierschützer deshalb eine Regelung zur Kastration von Katzen. Damit sich freilaufende oder herrenlose Katzen nicht weiter vermehren. Denn aktuell leben etwa 60 Katzen im Tierheim und in Pflegestellen. Die Katzenquarantäne ist voll. Im Wochentakt werden neue Katzen abgegeben. Teilweise sind die Tiere krank und müssen ärztlich versorgt werden.

Tierheime stehen vor finanziellen Problemen
Die Kosten im Tierheim belaufen sich monatlich auf rund 35.000 Euro. Die Pandemie habe die Finanzprobleme der Heime nochmal verschlechtert.

Tierschutz ist immer ein Minusgeschäft. Es ist immer ein Kampf ums Geld und natürlich haben die Coronazeiten die Tierheime massiv eingeschränkt. Es gab Ausgangsbeschränkungen, die Tierheime waren geschlossen, es gab keine Feste, es wurden keine Tiere auf Pension gegeben, weil niemand verreist ist. Das sind natürlich massive finanzielle Einbusen.

Ilona Wojahn, Präsidentin des Landesverbands Bayern

Damit die Tierschützer ihre Arbeit weiter aufrecht erhalten können, bräuchten sie mehr Unterstützung von den Kommunen.

Beim Besuch in Amberg wurde der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes auch durch den Neubau des Tierheims geführt. Ein Großteil der Räume wurde 1973 erbaut und war dringend sanierungsbedürftig. Der Neubau kostet rund 2,5 Millionen Euro. Das Hundehaus wurde bereits bezogen. Die restlichen Bauarbeiten sollen bis 2023 fertiggestellt werden.

Wenn Sie den Tierschutzverein unterstützen möchten, besuchen Sie die Website des Tierheims. Dort sind alle Möglichkeiten aufgelistet.

Die Mitarbeiter und die Tiere des Amberger Tierheims freuen sich über Spenden. Nähere Infos zu den Tieren, die noch ein Zuhause suchen, finden Sie ebenfalls auf der Website des Tierheims.

(lw)

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