Im Sommer beim Baden und im eigenen Aquarium will eigentlich keiner Algen haben. Doch manche züchten sie zahlreich, denn in ihnen steckt eine ganze Menge. In der OTH in Amberg sprudeln die grüne Algendurch verschiedenste kleine Rohre. Denn das sind die Algenreaktoren an der OTH Amberg. Darin gedeiht die Blaualge Spirulina, auch bekannt als Nahrungsergänzungsmittel. Das tut sie jetzt immer noch, nur der Versuchsaufbau ist deutlich größer geworden. Die Forschung leitet Prof. Dr. Lindenberger.
Das Projekt hat angefangen in Südkorea, wo wir rausgefunden haben, dass Mikroalgen sehr sehr oft antivirale Substanzen bilden, um sich selbst gegen Viren zu schützen. Als ich dann nach Amberg gekommen bin, haben wir das Thema aufgegriffen und geschaut, wie wir jetzt diese Ergebnisse aus dem Labor, also dass die Algen diesen Stoff erzuegen, in den industriellen Prozess bekommen. Schaffen wir es quasi die Algen in großen Anlagen dazu zu bringen, diese Stoffe herzustellen. Und dann wollten wir das auch noch mit anderen guten Sachen verknüpfen, die die Algen herstellen, dass wir mehrere Produkte gleichzeitig ernten können.
Prof. Dr.-Ing. Christoph Lindenberger
Dafür wurden zunächst verschiedene Lebensbedingungen für die Algen geschaffen. Unterschiedliche Behältnisse, Temperaturen und Beleuchtungen. Inzwischen wissen Prof. Dr. Lindenberger und sein Team, was den Algen am besten gefällt, so dass sie jetzt einen großen Reaktor bauen konnten. Der funktioniert jetzt so, wie er am Ende auch industriell nutzbar wäre. Diese Umsetzung in Groß, nennt sich Scale-Up.
Zur Erklärung: um gut wachsen zu können, brauchen die Algen Licht. Je mehr Volumen das Behältnis hat, desto mehr Algen können darin wachsen. Doch wenn sich erstmal viele Algen gebildet haben, kann das Licht nicht mehr bis in die Mitte des Behältnisses vordringen. Und damit wachsen die Algen dort nur noch schlecht. Ein dünnes Rohr kann leichter vom Licht durchdrungen werden. Allerdings bietet dieses wieder weniger Platz für Algen. Hier muss die goldene, bzw. grüne Mitte gefunden werden. Diese Punkte beispielsweise erforschen Prof. Dr. Lindenberger und sein Team.
Die Algen sollen so wachsen, dass ein bereits in der Lebensmittelindustrie verwendeter blauer Farbstoff und die antiviralen Stoffe gut extrahiert werden können. Der Rest der Algenmasse kann danach in Biogasanlagen eingesetzt werden.
Die Algen vom Wasser getrennt werden, der energieaufwändigste Teil des ganzen Prozesses. Dabei wird im Moment untersucht, ob sich eher ein Filter oder so eine Zentrifuge dafür eignet. Im Wasseranteil bleiben die antiviralen Stoffe, in der Algenmasse der Farbstoff zurück. In den kommenden Wochen möchte man den Reaktor auch aus dem Labor ins Freie transportieren, um so das Tageslicht nutzen zu können.
(pg)