Mehr als 80 Prozent aller Bäume, die 2021 wegen Waldschäden gefällt werden mussten, wurden durch Insekten geschädigt – dieser Anteil ist in den vergangenen Jahren extrem gestiegen: Zehn Jahre davor waren es nur knapp 20 Prozent. Rund 41 Millionen Kubikmeter Schadholz mussten 2021 wegen Insektenschäden gefällt werden – ein neuer Höchstwert. Diese Zahlen des statistischen Bundesamtes zeigen: die Gefahr für unsere Wälder durch Schädlinge steigt, auch bei uns im Landkreis Schwandorf.
Mehr Borkenkäfer im Landkreis Schwandorf als im Vorjahr
Kleine Bohrlöcher in der Rinde und grüne Fichtennadeln am Boden: Es sind Merkmale, die zeigen: Mehrere Bäume bei Dürnsricht im Landkreis Schwandorf sind vom Borkenkäfer befallen. Die Insekten graben sich unter die Rinde und schädigen den Baum so stark, dass er abstirbt. „Wir beobachten, dass es dieses Jahr etwas mehr Käfer als vergangenes Jahr sind“, erklärt Manuela Forster vom Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten Regensburg-Schwandorf. „Aber es ist keine katastrophale Situation wie andernorts, weil viele Waldbesitzer ihre Schadflächen gut aufarbeiten. Da müssen wir dran bleiben, um die Schäden zu begrenzen.“
Aktuell wächst zweite Käfergeneration heran
Aktuell wächst unter diesen Rinden die zweite Borkenkäfergeneration in diesem Jahr heran. Bald werden die Käfer ausfliegen und sogar noch die Eier für eine dritte Generation anlegen. War eine solche Vermehrung noch vor wenigen Jahrzehnten die Ausnahme, wird sie heute immer häufiger. Schuld ist der Klimawandel: „Wir hatten in den vergangenen Jahren extrem heiße und trockene Sommer. Das gefällt dem Käfer sehr gut, da kann er sich stark vermehren“, so Forster.
Und auch in diesem Jahr hat sich der Borkenkäfer stark fortgepflanzt – obwohl das Sommerhalbjahr mit einigen kühlen und regnerischen Wochen gar nicht so heiß erschien. „Doch dieser Eindruck täuscht“, erklärt OTV-Wetterfrosch Michael Zeitler. „Wir hatten zwar auch kühle und nasse Phasen in diesem Jahr, aber trotzdem war der Sommer insgesamt überdurchschnittlich warm. In Amberg ist es zum Beispiel der sechst-heißeste Sommer seit Aufzeichnungsbeginn. Und wir hatten auch wieder längere trockene Phasen“
Hilfe für Waldbesitzer
Und das bedeutet: Der Borkenkäfer fühlt sich wohl. Für Waldbesitzer heißt das aber: Die Bäume aufmerksam im Blick behalten und bei den ersten Anzeichen schnell handeln. Bei Befall müssen die Bäume mitsamt der Käfer aus dem Wald abtransportiert und mindestens 500 Meter von weiteren Fichten entfernt gelagert werden, um eine Ausbreitung zu verhindern, erklärt Beratungsförster Thomas Hebauer.
Für viele erfahrene Waldbesitzer gehört das inzwischen selbstverständlich dazu. Doch auch neue Waldbesitzer, die zum Beispiel Waldstücke geerbt haben oder beruflich eigentlich etwas ganz anderes machen, sollten sich mit dem Problem befassen, appelliert das Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten. Für solche Waldbesitzer bietet das Amt Beratung an. Und: es vermittelt an Stellen, die dabei helfen, vom Borkenkäfer befallene Bäume aus dem Wald zu schaffen. Hilfe finden Sie hier.
Wälder müssen verändert werden
Langfristig bedeutet die Verbreitung des Borkenkäfers: Förster und Waldbesitzer müssen die Wälder anpassen, um für den Schädling weniger anfällig zu sein. Stichwort: Waldumbau. Das heißt konkret: „Weg von der Fichte. Und schauen, welche Baumarten bei uns dann mit den neuen Bedingungen klar kommen, zum Beispiel die Douglasie“, so Manuela Forster.
(az)