Für Insolvenzverwalter Alexander Kießlich könnte es einer seiner schwierigsten Fälle werden – das weiß er schon jetzt. Am 02. August hat die Brauerei Gambrinus Insolvenz angemeldet. Seitdem ist Kießlich mit dem vorläufigen Insolvenzverfahren beschäftigt. Es gilt, sich ein Bild des Unternehmens zu machen, die Geschäftsführung und die Mitarbeiter aufzuklären, und möglichst viele liquide Mittel zu beschaffen. Bis jetzt läuft alles gut – trotzdem hält sich der Optimismus des Insolvenzverwalters in Grenzen.
Ein Rückblick: Schon seit Ende des vergangenen Jahres reihten sich die Gerüchte um eine finanzielle Schieflage der Brauerei. Der langjährige Geschäftsführer, Steffen Hartmann, hatte gekündigt. In den vergangenen Monaten häuften sich dann die Anzeichen. In Weiden kamen die ersten Feste ohne Gambrinus aus, Supermärkte nahmen kein Leergut mehr an, und schlussendlich blieben die Löhne der Mitarbeiter aus. Dass der Insolvenzantrag erst so spät gestellt wurde, sorgt für Kritik. Sogar Vorwürfe einer Insolvenzverschleppung stehen im Raum.
Große Herausforderungen
Derzeit heißt es aber erst einmal: alles tun, um die Brauerei zu retten. Von Seiten der Geschäftsführung herrschte bisher Stille. Nun hat sich der Prokurist der Brauerei, Michael Hetscher, erstmals in einem Interview mit Oberpfalz TV geäußert. Die Brauerei befinde sich jetzt in einer Sanierungsphase, „wo wir guter Dinge sind, Gambrinus zu erhalten“, so Hetscher. Es ist eine Hoffnungsbotschaft, auf die viele gewartet haben. Trotzdem teilen nicht alle Akteure diesen Optimismus.
Insolvenzverwalter Kießlich bleibt vorsichtig mit großen Zukunftsspekulationen. Er steht vor einigen Herausforderungen. Nicht nur sind bereits viele Kunden der Brauerei Gambrinus abgesprungen, auch sind die großen Feste des Jahres vorbei. Somit fehlen mehrere wichtige Geldquellen. Zudem schränkt der späte Insolvenzantrag der Brauerei seine Mittel ein. Einige Fristen laufen bald ab. Um alles unter einen Hut zu bekommen, müssen sich die Beteiligten sputen.
Erste Lichtblicke
Trotzdem hat Kießlich die ersten guten Nachrichten zu verkünden. Die ausstehenden Löhne der Mitarbeiter seien teilweise gesichert. Kießlich hofft, die Juni-Gehälter noch diese Woche auszahlen zu können. Kurz darauf soll dann der Juli folgen. Weitere frohe Botschaften gibt es für die Weidener Bierliebhaber. Das Gambrinus-Bier gibt es noch zu trinken. Derzeit verkauft die Brauerei ihren übrigen Vorrat direkt vom Hof.
Wie genau es mit Gambrinus weitergehen soll, das steht noch in den Sternen. Möglich ist, dass die Brauerei verkauft wird. Insolvenzverwalter Kießlich hat dafür bereits zwei Interessenten gefunden. Die Geschäftsführung mit Michael Hetscher wünscht sich stattdessen, dass die Brauerei in ihrer aktuellen Form bestehen bleibt. Schließlich ist sie ein Traditionsunternehmen mit fast 100 Jahren Geschichte. Als letzte verbleibende mittelständische Brauerei in Weiden soll sie die Brauereikultur der Stadt am Leben halten.
(sb)