Matthias Schnurrer aus Fuchsmühl im Landkreis Tirschenreuth erklärt, wie es sich anfühlt, eine fremde Lunge in seinem Körper zu haben. Mehr als 50 Eingriffe waren nötig – aber es hat sich gelohnt. Weil er im Mai 2008 eine Spender-Lunge bekommen hat, konnte er seine Kinder aufwachsen sehen, sitzt er jetzt mit uns hier am Tisch und kann er uns diese Geschichte erzählen.
Nur 41 Prozent der Empfänger von Spender-Lungen überstehen die folgenden zehn Jahre. Auch bei Matthias Schnurrer haben Komplikationen und die Medikamente dazu geführt, dass er jetzt wieder ein Spender-Organ braucht: eine Niere.
8.500 Menschen warten aktuell auf ein Spender-Organ – die meisten auf eine Niere. Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation sterben jeden Tag zwei bis drei Menschen, weil sie kein Spenderorgan bekommen.
Zahl der Organspender sinkt trotz steigender Bereitschaft
Daher wagt Bundestagsabgeordnete Marianne Schieder aus dem Wahlkreis Schwandorf einen neuen Vorstoß im Bundestag. Sie plädiert für die Widerspruchslösung. Demnach wäre jeder Mensch von Haus aus Organspender – es sei denn, er spricht sich explizit dagegen aus. Aktuell ist es genau umgekehrt.
Vor drei Jahren ist ein ähnlicher Vorstoß im Bundestag gescheitert. Doch die Zahl der postmortalen Organspender ist 2022 erneut gesunken – auf 869. Für andere Bundestagsabgeordnete ist das trotzdem kein Grund für eine Gesetzesänderung.
Eine Entscheidung für eine Organspende (zu Lebzeiten oder nach dem Hirntod) ist ein edler, altruistischer Akt. Wie jeder solche Akt ist er allerdings nur dann von moralischem Wert, wenn er freiwillig und nicht erzwungen ist. Darum steht und fällt der moralische Wert jeder gesetzlichen Regelung mit der Freiwilligkeit. (…) Keinesfalls darf es meiner Einschätzung nach einen gesetzlichen Zwang zur Organspende geben.
Peter Boehringer, AFD (Bundestagsabgeordneter)
Pro und Contra Widerspruchslösung
Auch die Grünen plädierten damals mehrheitlich gegen die Widerspruchslösung. Bundestagsabgeordnete Tina Winklmann fordert aber zumindest eine Registrierung – dass also festgehalten wird, ob jemand Organspender sein will oder nicht. Matthias Schnurrer hat Verständnis für die Politiker. Es sei kein einfaches Thema.
Trotzdem spricht er sich für die Widerspruchslösung aus. Vor allem aber dafür, dass sich jeder selber Gedanken macht. Denn die Angehörigen könnten diese Entscheidung nur schwer treffen. Er selbst ist Organspender. Auch mit seiner Krankenakte ist das möglich.
Aber erstmal hofft er auf ein langes Leben – so will er es und so habe es auch der Spender gewollt.
(mz)