Mi, 24.02.2021 , 11:27 Uhr

Burglengenfeld: Farbversuch am Zwicknagelschacht zum Trinkwasserschutz

„Nur was ich gut kenne, kann ich optimal schützen“, sagt der Hydrogeologe Dr. Klaus Dieter Raum. Um herauszufinden, wie das Grundwasser im Bereich des im vergangenen Jahr entdeckten Zwicknagelschachts fließt und was das für die Burglengenfelder Trinkwasserversorgung bedeutet, gab es jetzt einen Markierungsversuch.

Um den Schutz des Trinkwassers zu gewährleisten wurde am Ziwcknagelschacht ein Farbversuch durchgeführt: Mit lebensmittelechten Farbstoffen vermischtes Wasser wurde in die Höhle sowie in zwei Sickerbecken auf dem Areal des Naabtalcenters eingebracht. So soll unter anderem festgestellt werden, ob und, falls ja, wie schnell Wasser aus diesem Bereich die Trinkwasserbrunnen im Raffa erreicht.

Das Wasserschutz- und das Wassereinzugsgebiet der Burglengenfelder Trinkwasserversorgung gehören zum Oberpfälzer Jura, teilen die Stadtwerke Burglengenfeld mit. Das Gestein im Jurakarst ist häufig stark zerklüftet, von Karstholräumen durchzogen und damit bereichsweise äußerst durchlässig. Hier bestehen zum Beispiel durch Dolinen vielfach direkte Verbindungen zwischen der Erdoberfläche und dem Grundwasserstrom. Niederschlagswasser, aber auch unerwünschte Stoffe wie Pflanzenschutzmittel können deshalb rasch in das Grundwasser und damit letztlich auch in das Trinkwasser gelangen.

Die Entdeckung des Zwicknagelschachts war daher Fachleuten zufolge eine gute Gelegenheit, die hydrogeologischen Gegebenheiten zu überprüfen. Der tiefste bislang bekannte Punkt der Höhle liegt laut Dr. Klaus Dieter Raum vom Sachverständigenbüro für Grundwasser Anders & Raum nur rund 30 Meter über dem Grundwasserspiegel. Fragen, die die Stadtwerke daher klären wollen: Wie lange würde es etwa nach einem Unfall in diesem Bereich des Wasserschutzgebiets dauern, bis möglicherweise verunreinigtes Wasser im Grundwasser und bei den Trinkwasserbrunnen im Raffa ankommt? Wie lange also hätten die Stadtwerke in so einem Schadenfall Zeit, um zu reagieren?

Um Antworten auf diese Fragen zu bekommen, fand der Tracerversuch statt: In die Höhle sowie in zwei Sickerbecken wurden drei unterschiedliche, lebensmittelechte Farbstoffe eingegeben. In Mischbauwerk im Raffa, in dem das Wasser aus dem Trinkwasserbrunnen ankommt, werden nun von Mitarbeitern der Stadtwerke in zeitlich gestaffelten Abständen Proben entnommen. So soll ermittelt werden, wann und in welcher Konzentration der Tracer im Brunnen ankommt.

Aufgrund der hydrogeologischen Rahmensituation erwarten wir, dass es trotz der umfangreichen Verkarstungserscheinungen im Untersuchungsgebiet eher Wochen bis Monate dauert, bis der Hauptanteil der Tracer in den Brunnen nachgewiesen werden wird.

Dr. Klaus Dieter Raum, Hydrogeologe

Allerdings seien Schnellfließwege eines gewissen Anteils des Grundwassers für den Karst typisch und auch hier nicht auszuschließen bzw. sogar zu erwarten. Dr. Raum gibt zu bedenken: „Wissen tut‘s keiner, sonst müssten wir den sehr aufwändigen Versuch nicht durchführen. Das Ganze ist selbst bei sorgfältigster Planung sehr spannend.“

Der Burglengenfelder Markierungsversuch ist in seinen Dimensionen alles andere als alltäglich. Angefangen von den aufwändigen Voruntersuchungen inklusive Höhlenfreilegung bis zum vermutlich langen Untersuchungszeitraum und den enormen Mengen Wasser, die mit Feuerwehrschläuchen in den Zwicknagelschacht und die beiden Sickerbecken gepumpt wurden. Dr. Klaus Dieter Raum war freilich nicht alleine nach Burglengenfeld gekommen, sondern mit einem Team aus Fachleuten um die Hydrogeologin Theresa Dittmann sowie den Dipl. Chemie-Ingenieur Ekkehard Schein von der Hydroisotop GmbH, der zuständig war für das Anmischen und Einbringen der Farbstoffe. Tatkräftige Unterstützung kam vom Team des Bauhofs und vom Leiter des Technik-Referats der Stadtwerke, Dipl.-Ing (FH) Josef Hollweck.

(Bildquelle: Michael Hitzek)

(vl)

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