„Ich geb dir 20 Euro, wenn du die Alte flachlegst“ oder „Ich würde dein Gesicht gerne mit Sahne beschmieren und ablecken“. Solche Sprüche
mussten sich junge Frauen in Weiden anhören. Für solche Sprüche und beleidigende Kommentare gibt es mittlerweile auch eine Bezeichnung: Catcalling. Damit dem Thema Catcalling mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird, hat die Studentin Felicitas Girisch den Instagram-Account „catcallsofwen“ ins Leben gerufen. Vorbild für die Instagram-Seite waren andere Accounts in Städten wie München, Köln oder Berlin.
Auf ihrem Instagram-Account können Betroffene via Direktnachricht ihre Geschichte schildern. Felicitas geht dann an Ort und Stelle der Belästigung und schreibt dort die Sprüche mit Straßenmalkreide auf die Straße. Anschließend macht sie ein Foto und lädt es auf ihrem Instagram-Account catcallsofw(eid)en hoch. Begleitet wird sie dabei häufig von ihrer Mitbewohnerin und Mitstreiterin Carolin Schiml. Für sie sei ein Catcall auch niemals ein Kompliment. Denn jeder Mensch, der so einen Catcall hören würde, fühle sich dadurch zum Objekt gemacht und werde auf sein Aussehen oder seine sexuelle Verfügbarkeit reduziert, erklärt die Studentin.
Ziel der Ankreidungen und des Accounts sei es, dem Thema eine größere Aufmerksamkeit zu bieten. Sexuelle Belästigung passiere überall und könne jeden betreffen. Die Ankreidungen sorgen häufig für neugierige Blicke. Zwar seien die meisten Reaktionen auf die Aktion sehr positiv, allerdings gab es vor Kurzem auch einen unangenehmen Vorfall. Felicitas wurde während einer Ankreidung in der Max-Reger-Anlage gecatcalled. Ein junger Mann kam relativ aggressiv auf sie zu und meinte, dass sie sich nicht wundern brauche, dass sie belästigt werde, wenn sie sich so anziehe. Diesen Spruch habe sie dann auch sofort mit Kreide auf die Straße geschrieben. Der Mann habe dann damit gedroht, die Kreide wegzumachen und argumentierte, dass sich der Täter durch die Aktion schlecht fühlen könne. Felicitas Girisch betonte, dass genau das Ziel des Ganzem sei. Denn der Instagram-Account soll den Betroffenen eine Plattform bieten, ihre Geschichten mit anderen zu teilen – natürlich anonymisiert.
In Deutschland häufen sich die Stimmen für ein Gesetz zu verbaler sexueller Belästigung. Zwar wurde Ende 2016 mit dem Paragraphen 184i StGB der Tatbestand der sexuellen Belästigung neu ins Strafgesetzbuch aufgenommen, allerdings ist Catcalling in Deutschland kein eigener Strafbestand. Jörg Jendricke, Fachanwalt für Strafrecht, erklärt, dass aktuell eine sexuelle Belästigung nur dann strafbar ist, wenn körperliche Berührungen in sexueller Motivation stattfinden. Bedeutet: keine sexuelle Belästigung ohne Körperkontakt. Catcalling ist also in Deutschland nicht strafbar. Dies soll die Petition „Es ist 2020. Catcalling sollte strafbar sein“ ändern. Ein entsprechendes Gesetz gibt es bereits in Frankreich. Dort wird Catcalling seit 2018 mit einem Bußgeld bestraft.
Felicitas und Carolin sehen das Problem auch beim Bewusstsein der Menschen. Solange Catcalling nicht als Problem anerkannt werde, solange werde Belästigung auch weitergehen. (lw)