Fr, 19.11.2021 , 12:32 Uhr

Amberg/Amberg-Sulzbach

Corona-Lage spitzt sich zu - Krankenhäuser ausgelastet

Im Amberg-Sulzbacher Land ist die Lage dramatisch: Das Klinikum St. Marien und das St. Anna Krankenhaus sind am Limit.

Die Lage im Klinikum Amberg ist auch weiterhin sehr angespannt und die stark steigenden Covid-Patientenzahlen haben wie bereits berichtet Auswirkungen auf den laufenden Betrieb im Klinikum. Mit der Eröffnung der weiteren Covid-Intensivstation werden Kapazitäten geschaffen, um weitere Covid-Intensiv-Patienten versorgen zu können, auch aus anderen Regionen, in denen die Lage noch schwieriger ist. „Wir signalisieren unsere Unterstützung und stehen dazu auch immer in engem Kontakt mit der Ärztlichen Leiter Krankenhauskoordinierung dem der Führungsgruppe Katastrophenschutz“, betont Vorstand Manfred Wendl.

35 Coronapatienten im Klinikum St. Marien
Aktuell werden im Klinikum insgesamt 35 Covid-Patienten versorgt, davon müssen sieben Patienten intensivmedizinisch behandelt und auch beatmet werden.

Für einen Laien mag die Zahl von sieben Covid-Intensiv-Patienten auf den ersten Blick nicht dramatisch klingen, das hat aber wesentliche Auswirkungen auf unseren Betrieb. Um die Zusammenhänge besser verstehen zu können, muss man eines bedenken: Personal, das auf einer Covid-Station tätig ist, ist an seinen Einsatzort gebunden und kann nirgends anders eingesetzt werden. Dabei ist es irrelevant, ob es sich um normalstationäres oder intensivmedizinisches Personal handelt. Hinzu kommt, dass die Versorgung eines Covid-Intensivpatienten einen erheblich größeren Aufwand verursacht. Die Versorgung von Covid-Patienten ist erheblich personalaufwändiger. Genau diese Personalbindung macht es in Folge für uns schwieriger den normalen Betrieb zu bewältigen, da dieses Personal natürlich an anderer Stelle – wie unserem OP – fehlt.

Manfred Wendl, Vorstand Klinikum St. Marien Amberg

Zu bedenken sei auch, dass durch die Einschränkung der Kapazitäten für die sonstigen Patienten, weniger Intensivkapazitäten zur Verfügung stehen. Es können Operationen, bei denen Patienten danach eine Intensivversorgung benötigen, nur noch eingeschränkt durchgeführt werden.

Planbare OPs abgesagt
Covid-Intensivpatienten müssen immer räumlich getrennt von anderen Intensivpatienten behandelt werden, um diese nicht unnötig einer Infektionsgefahr auszusetzen. „Wir mussten daher leider unseren OP-Betrieb wieder stark einschränken und alle planbaren Operationen absagen. Wie bereits im vergangenen Jahr müssen wir jetzt erneut unsere Schmerztagesklinik sowie unser Schlaflabor vorübergehend schließen, um Personal für die Unterstützung der Stationen frei setzen zu können.“

Seit Mittwoch, den 17.11.2021, wurde außerdem die Besuchsregelung geändert. Entsprechend den Vorgaben gilt im Klinikum Amberg für Besucher die 2G Plus-Regel. Dies bedeutet: Ausschließlich geimpfte oder genesene Besucher mit einem negativen Testnachweis können eingelassen werden. Für die beiden Bereiche der Kinderklinik und der Frauenklinik möchte das Klinikum noch einmal auf Sonderregelungen hinweisen.

Sonderregelungen Geburt:

Väter im Kreißsaal: Ungeimpfte Väter dürfen bei der Geburt mit dabei sein; wenn möglich soll ein Schnelltest erfolgen; Besuche auf der Station sind für ungeimpfte Väter nicht möglich
Väter bei geplantem Kaiserschnitt mit Termin: Väter, die ungeimpft sind, benötigen einen PCR-Test
Väter bei ungeplantem Kaiserschnitt: Ungeimpfte Väter dürfen bei der Geburt dabei sein, wenn möglich mit Schnelltest

Des Weiteren gelten Ausnahmen für die Kinderklinik, insbesondere für stillende Mütter. Diese Regelungen sowie alle Regeln noch einmal zusammengefasst sind auch auf der Startseite der Homepage www.klinikum-amberg.de zu finden.

St. Anna Krankenhaus ausgelastet
Die Corona-Lage spitzt sich auch im Landkreis Amberg-Sulzbach weiter zu. Das geht aus der Sitzung der Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) unter Leitung von Landrat Richard Reisinger hervor.

In der Sitzung schilderte der Landkreischef die aktuelle Lage: Das St. Anna Krankenhaus Sulzbach-Rosenberg ist derzeit voll ausgelastet. Geplante Operationen, so genannte elektive Eingriffe, werden vorerst ausgesetzt, um Behandlungskapazitäten für COVID-19-Patienten freizuhalten. Zudem wird die Kapazität der Intensivbetten auf 14 erhöht, ergänzte Krankenhaus-Vorstand Roland Ganzmann die Ausführungen des Landrats. Ab Montag wird eine zweite Intensivstation eingerichtet, sodass dann am St. Anna Krankenhaus bis zu 14 Intensivbetten zur Verfügung stünden.

Betten, die wohl schon bald benötigt werden. Täglich werden sieben bis acht Patienten aus anderen Regierungsbezirken wie Niederbayern oder Schwaben in die Oberpfalz verlegt, schilderte Marc Bigalke, Ärztlicher Leiter für die Krankenhauskoordination im Raum Amberg, Amberg-Sulzbach und Schwandorf, die Situation: „Die aktuelle Lage ist höchst dramatisch“.

Sehr frühe Booster-Impfungen im Landkreis als „Vorsorge“
Bei den Impfungen geht es im Amberg-Sulzbacher Land gut voran. Mit den so genannten Booster-Impfungen habe man in Senioren- und Pflegeheimen des Landkreises früh begonnen, berichtete BRK-Kreisgeschäftsführer Sebastian Schaller.

Bei der Ankündigung Anfang November, dass Booster-Impfungen für alle möglich sind, war das BRK „mit den Heimen bereits so gut wie durch“.

„Ohne Booster hätten wir vermutlich eine ganz andere Lage in den Heimen“, zeigte sich Landrat Richard Reisinger überzeugt. In diesem Zusammenhang war auch seine Entscheidung absolut richtig, das Impfzentrum in Sulzbach-Rosenberg die ganze Zeit über aufrecht zu erhalten und eben nicht zurückzufahren, wie das in anderen bayerischen Landkreisen zum Teil gemacht wurde. „Das hat uns vor größerem logistischem Wirrwarr verschont“, bilanzierte der Landrat.

Reisinger rief die Bevölkerung noch einmal eindringlich dazu auf, sich impfen zu lassen:

Ob Erst- oder Booster-Impfung, jede Impfung ist ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen die Pandemie.

Laut BRK-Kreisgeschäftsführer Sebastian Schaller soll in der nahen Zukunft die Kapazität in den Impfzentren in Amberg und Sulzbach-Rosenberg hochgefahren werden, um bis zu 2.900 Impfungen pro Woche zu ermöglichen. Zusätzlich sollen die Hausärzte wieder verstärkt mit ins Boot geholt werden, um Menschen zu impfen.

Bundeswehrsoldaten sollen wieder helfen
Zum Abschluss der FüGK-Sitzung berichtete Landrat Richard Reisinger, dass über das Kreisverbindungskommando ein Hilfeantrag gestellt und Unterstützung von Seiten der Bundeswehr für das Gesundheitsamt (Contact Tracing Team), das Kommunalunternehmen Krankenhäuser des Landkreises Amberg-Sulzbach (helfende Hände) und ein Seniorenheim (Teststation) angefordert wurde. Eine Entscheidung darüber fällt voraussichtlich in den kommenden Tagen.

Nicht alles was erlaubt ist, dient zum Guten
Gleichzeitig richtete Landrat Richard Reisinger seinen Appell an die Bevölkerung, freiwillig soziale Kontakte weitestgehend zu vermeiden und „die Notwendigkeit von Veranstaltungen und Versammlungen zu überdenken“ und diese nur noch dann abzuhalten, wenn diese unbedingt nötig und unaufschiebbar sind. Auch wenn es der Rahmen des Gesetzgebers hergeben würde, sollte jeder Einzelne für sich überlegen, ob die Veranstaltung wirklich zielführend ist und mit der angespannten Lage auf unseren Intensivstationen zusammenpasst.

(vl)

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