Hannes ist einer von tausenden Hunden, die in Deutschland Leben retten. Er ist ein zertifizierter Flächensuchhund – vor allem in dichten Waldgebieten sucht er nach jedem, den Menschenaugen nicht finden können. Aber er ist alles andere als ein gewöhnlicher Rettungshund. Hannes ist kein Labrador oder Schäferhund – Hannes ist ein italienisches Windspiel.
Windspiele bilden die kleinste aller Windhund-rassen. Die grazilen Hündchen machen sich eigentlich perfekt als Schoßhunde, oder auf der Rennbahn. Zusammen mit Frauchen Stephanie Schüler trägt Hannes stattdessen die Farben des Bayerischen Roten Kreuzes.
Vereint durch ein Schicksal
3 Jahre Ausbildung hat Hannes hinter sich gebracht, um zu einem Rettungshund zu werden. Zusammengefunden haben er und sein Frauchen schon bei seiner Geburt. Nicht nur war sie mit dabei, Hannes wurde an einem für Stephanie ganz besonderen Tag geboren. Der 22. Februar ist Welt-Hirnentzündungstag. Vor elf Jahren wurde bei Stephanie eine seltene Autoimmunerkrankung festgestellt. Sie führt zu einer besonderen Art der Hirnentzündung, die Stephanies Leben damals völlig auf den Kopf stellte. Dadurch, dass auch Hannes bei seiner Geburt kämpfen musste und fast gestorben wäre, wusste sie sofort, dass die beiden zusammengehören.
Mit ihm zu den Rettungshunden zu gehen war natürlich nicht Stephanies erster Gedanke. Normalerweise sind Windhunde auf der Rennbahn zuhause. Seit einigen Jahren gibt es in der Gegend aber keine mehr, also musste sie ein anderes Hobby für Hannes finden. Bei der Rettungshundestaffel stieß Stephanies Anfrage aber erst einmal auf Unsicherheit.
Windspiele sind klein, verletzlich, und nicht dafür bekannt, Anweisungen zu befolgen. Noch dazu haben Windhunde generell einen stark ausgeprägten Jagdtrieb. Sie sind Sichtjäger, und wurden ursprünglich zur Hasenjagd eingesetzt. Solche Eigenschaften sind bei einem Rettungshund eigentlich unerwünscht.
Hannes bricht Vorurteile
Hannes ist aber nicht nur ein untypischer Rettungshund, sondern auch ein untypisches Windspiel. Mit 10 Kilogramm ist er ein richtiger Koloss für seine Rasse – seine Artgenossen wiegen üblicherweise zwischen 3,5 und 5 Kilo. Einen Jagdtrieb hat er außerdem kaum, und Stephanie gehorcht er auf jedes Wort. Das wurde während der Ausbildungszeit deutlich. Die Prüfung zum Rettungshund mussten die beiden schlussendlich zweimal machen – aber Stephanie versichert uns, der erste Versuch scheiterte an ihrem Fehler, nicht an Hannes. Und so ist er heute ein zertifizierter BRK-Flächensuchhund.
Stephanie und Hannes sind ein perfektes Team. Auf der Suche nach Vermissten bestimmt sein Frauchen erst die Windrichtung, und dann geht’s los. Hannes stürmt durch den Wald, markiert von einem kleinen Glöckchen.
Hat er die vermisste Person gefunden, dann wird lautstark gebellt, bis Melanie bei ihm ist. Seinen ersten richtigen Einsatz hat Hannes schon hinter sich. Und auch in Zukunft wird er unsere Oberpfälzer Wälder ein kleines bisschen sicherer machen.
(sb)