Fast 70 Seiten ist sie dicht die Broschüre des Bündnisses gegen das Vergessen. Es erinnert an den Mordfall Klaus-Peter Beer, der sich am Mittwoch zum 27. Mal jährt. Klaus-Peter Beer ist von zwei Neonazis in Amberg zusammengeschlagen und bewusstlos in die Vils geworfen worden – weil er schwul war. Schwulsein. Das hat nicht in das Weltbild zweier Neonazis in Amberg gepasst.
1997 sind die beiden Täter zu einer Gefängnisstrafe zwischen acht und zwölf Jahren verurteilt worden. Zum Tatzeitpunkt waren sie zwischen 18 und 21 Jahre alt. Ein Gedenkstein am Vilssteig erinnert inzwischen an den Mord.
Rechtsextremismus und Homophonie noch immer ein Thema
Aufklärung sei wichtig – wie ein Blick in die Kriminalstatistik aus dem Vorjahr belegt: Sie führt 870 Straftaten aufgrund der sexuellen Orientierung der Opfer auf, darunter 164 Gewaltdelikte. Bayernweit kam es zu 1750 rechtsextremistisch motivierten Straf- oder Gewalttaten. Deutschlandweit 55 pro Tag! Und in Amberg? Die Neonaziszene in Amberg hat sich immer wieder verändert. Rechtsrockbands wie der Südsturm sind inzwischen verboten.
All das sind Themen in der Broschüre. In dieser wird auch das tragische Leben von Klaus-Peter Beer nachgezeichnet. Denn die Homosexualität hat Beer nicht nur in den Tod gestürzt, sondern auch ins Gefühlschaos. Er ist 1946 geboren, als Homosexualität noch eine Straftat war. Und er war streng katholisch. Die Zerrissenheit seiner Seele wird in seinen Tagebüchern deutlich.
„Ich kann es nicht. Ich kann nicht glauben, dass ich nicht normal bin. Ich kann mich einfach nicht in Mädchen verlieben. Ja, ich finde Männer einfach schöner und das ist nicht normal. Wie ich mich schäme dafür.“
Aus dem Tagebuch von Klaus-Peter Beer 1962
Quelle: Hessischer Rundfunk
Heute soll sich keiner mehr für seine sexuelle Orientierung schämen. Dazu soll auch die Broschüre beitragen.
(mz)