Eine aktuelle Studie des ifo-Instituts sorgt für Aufsehen: Bayern schneidet bei der Bildungsgerechtigkeit von allen Bundesländern am schlechtesten ab. Untersucht wurde, ob Schüler unabhängig vom Bildungsstand oder Einkommen der Eltern die gleichen Chancen haben, ihr Potenzial zu entfalten.
Das Ergebnis ist alarmierend. In Bayern haben Schüler aus so genannten bildungsfernen Schichten nur eine Chance von 20,1 Prozent, im Bundesdurchschnitt sind es 26,7 Prozent.
Nicole Bäumler, die bildungspolitische Sprecherin der SPD im Bayerischen Landtag, zeigt sich besorgt über die Zahlen. Sie betont, dass Kinder aus „niedrigem Hintergrund“ in Deutschland nicht einmal halb so große Chancen haben, ein Gymnasium zu besuchen wie Kinder aus „höherem Hintergrund“.
Bayerns Kultusministerin Anna Stolz von den Freien Wählern kritisierte die Studie scharf. Sie bemängelte, dass Chancengerechtigkeit hier einseitig mit dem Besuch eines Gymnasiums gleichgesetzt werde und damit andere Schularten und Bildungswege abgewertet würden. Für Stolz bedeutet Chancengerechtigkeit vor allem, dass alle Kinder individuell nach ihren Begabungen und Fähigkeiten gefördert werden. Zudem brauche das Land nicht nur Akademiker, sondern auch Handwerker, Erzieher und Pflegekräfte.
Die mangelnde Bildungsgerechtigkeit sei aber nur eines von vielen Problemen der bayerischen Bildungspolitik, so Bäumler. Weitere Baustellen seien der Lehrermangel, fehlende Ganztagsplätze und eine zu langsame Digitalisierung. Sie fordert den Einsatz multiprofessioneller Teams an den Schulen und die kostenlose Bereitstellung von Tablets an allen weiterführenden Schulen.
(bg)