So, 26.03.2023 , 09:00 Uhr

Eisersdorf/Allersburg

Die letzten Mühlen der Oberpfalz

Mühlen haben über Jahrhunderte die Landschaft geprägt. Jetzt gibt es nur noch wenige davon. Wir haben zwei Müller in der Oberpfalz besucht.

700.000 Menschen in Deutschland sollen Schätzungen nach den Nachnamen Müller tragen. Er ist damit der häufigste Name Deutschlands. Er leitet sich vom Beruf Müller ab – und das zeigt: Deutschlands Landschaft war bis vor einigen Jahrzehnten geprägt von Wasser- und Windmühlen. Jetzt sind es in Bayern nur noch um die 120 Mühlen.

Müllerin mit Leib und Seele
Eine von ihnen ist die Schustermühle im Landkreis Tirschenreuth. Mit einem geschulten Auge und vor allem viel Leidenschaft mahlt Petra Schuster dort Mehl: Für die die Müllermeisterin aus Eisersdorf bei Kemnath war schon seit der ersten Klasse klar: Sie will Müllerin werden. „Mir gefällt alles an dem Beruf“, erzählt sie strahlend. „Am Anfang versteht man es zwar noch nicht so, da ist man froh, wenn man ein weißes Mehl rausbekommt und sich keiner beschwert. Aber mit der Zeit denkt man sich in das Mehl rein.“

Erfahrung und viel Wissen nötig
Denn das Getreide ist jedes Mal anders: mal spröde, mal feucht und mal zäh. Das hängt sehr von der Witterung des Erntejahres ab – zum Mahlen gehört also viel Erfahrung. Das unterstreicht auch Donatus Lorenz, Müller aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach. Er betreibt die Kreuzermühle in Allersburg. Umso beeindruckender, wie viel die Menschen in früheren Jahren schon wussten. Gerade in der vormodernen Zeit war es wichtig, Mehl einzulagern – um über den Winter bis zur nächsten Ernte zu kommen. Das geht nicht mit Vollkornmehl, aber mit weißem Mehl. Denn im Vollkornmehl ist Fett aus der Schale enthalten – und das wird im warmen Sommer ranzig. Wenn wir schon bei der Geschichte sind: Die Kreuzermühle in Allersburg von Donatus Lorenz ist 1591 illegal errichtet worden – also ohne Baugenehmigung.

Zukunftssorgen in der Kreuzermühle
So viel zur Vergangenheit. Sorgen macht die Zukunft. 4440 Mühlen waren es 1946 noch in Bayern, aktuell sind es nur noch 120. Die Kreuzermühle ist sogar die letzte im Landkreis Amberg-Sulzbach. Noch. Durch den Klimawandel kann in trockenen Hitzesommern der Bach allein die Mühle nicht mehr antreiben – es braucht einen Hilfsmotor. Auch Ersatzteile sind laut Donatus Lorenz immer schwieriger zu beschaffen. Und er selbst werde auch nicht jünger. Denkbar, dass aus der Kreuzermühle eines Tages ein Museum wird.

Schustermühle in der sechsten Generation geführt
Viel besser sieht es bei der Schustermühle in Eisersdorf aus. Hier hilft schon Petra Schusters Tochter Lena mit. Die 15-Jährige macht bald ihren Realschulabschluss und möchte dann auch Müllerin werden. Sie nutzt aktuell ihre Freizeit, um in der Mühle mitzuhelfen – denn die Arbeit macht ihr viel Spaß. Vielleicht kann Petra Schuster ihre Mühle also bald an die nächste – und damit an die siebte Generation – weitergeben.

(az/mz)

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