Mo., 17.07.2023 , 10:39 Uhr

Die Oberpfalz – mehr als Landwirtschaft und Tourismus

Die Oberpfalz ist den meisten Menschen als herrliche Urlaubsregion im Nordosten Bayerns bekannt. Traditionell basiert die Wirtschaft auf diesem Zweig und der Landwirtschaft. Seit dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ hat sich die Region jedoch deutlich geändert. An der Schnittstelle zu den neuen Demokratien im Osten hat sich eine vielseitige Industrielandschaft entwickelt.

Wirtschaftlicher Wandel macht die Oberpfalz zu einer wohlhabenden Region

Besonders zwischen 1994 und 2004 erlebte die Region um Regensburg einen tiefgreifenden Strukturwandel. Im Dienstleistungssektor entstanden überdurchschnittlich viele neue Arbeitsplätze, welche die Arbeitslosenquote auf nur noch 2,9 % gesenkt hat. Das ist niedriger als im bayerischen Durchschnitt. Im Großraum Regensburg haben sich zahlreiche Industriebetriebe angesiedelt. Neben traditionsreichen Unternehmen wie BMW, Continental, Infineon und Krones sind Zukunftsbranchen stark vertreten.

„Doch auch die Gruppe der Hidden Champions ist lang“, sagt Johanna Lang von Dialecta. „Durch alle Krisenzeiten hindurch haben wir eine stetig hohe Auslastung unserer Fachübersetzer“, fährt sie fort. „Die Übersetzung Deutsch Englisch, Französisch und Mandarin stehen hierbei im Vordergrund. Die Oberpfalz ist eine Exportregion.“

Hidden Champions in der Oberpfalz

Max Bögl: Die Firmengruppe Max Bögl, mit Hauptsitz in Sengenthal, ist eines der größten Bau-, Technologie- und Dienstleistungsunternehmen Deutschlands. Sie sind Weltmarktführer in Bereichen wie moderner Fertigteilbau, Verkehrswegebau und Infrastrukturprojekte.

BHS Corrugated: Mit Sitz in Weiherhammer ist BHS Corrugated ein weltweit führender Anbieter von Lösungen für die Wellpappenindustrie. Sie stellen Maschinen und Anlagen zur Herstellung von Wellpappe her und sind auf diesem Gebiet Technologieführer.

Glas Trösch: Das Schweizer Unternehmen Glas Trösch hat in der Oberpfalz in Pilkington Deutschland eine Tochtergesellschaft, die in der Glasverarbeitung zu den Spitzenreitern in Deutschland zählt. Sie produzieren und verarbeiten verschiedenste Glasprodukte, von Sicherheitsglas bis hin zu Glas für Solaranlagen.

WITRON Logistik + Informatik GmbH: Mit Sitz in Parkstein ist WITRON ein führender Anbieter von Planungs- und Realisierungsdienstleistungen für Logistik- und Materialflusssysteme. WITRON ist weltweit in diesem Bereich tätig und bietet Lösungen für unterschiedlichste Branchen, von der Lebensmittelindustrie bis zur Automobilbranche.

Grammer AG: Die Grammer AG, mit Hauptsitz in Amberg, ist ein global agierendes Unternehmen, das Komponenten für die Pkw-Innenausstattung und Fahrer- und Passagiersitze für On- und Offroad-Fahrzeuge herstellt. Sie gehören zu den Marktführern in ihren jeweiligen Bereichen.

Fachkräfte reichen nicht aus

Inzwischen besitzt die Oberpfalz mit 126 Beschäftigten auf 1.000 Einwohner die höchste Industriedichte im Freistaat Bayern. Neben Regensburg sind Amberg und Tirschenreuth die wichtigsten Ballungszentren. Während die Landwirtschaft, der Bergbau und die Schwerindustrie an Bedeutung verloren, bleibt der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Zu den wichtigsten Ferienregionen zählen der Oberpfälzer Wald, das Stiftland und die aus dem Bergbau entstandene Seenlandschaft bei Schwandorf.

Die IHK Regensburg ermittelt regelmäßig die Stimmung in den heimischen Unternehmen. Die Mehrheit ist mit den Standortbedingungen überwiegend zufrieden. Herausforderungen sehen sie besonders in der Verfügbarkeit und Motivation von Mitarbeitern sowie in der Digitalisierung. Die Region leidet nicht nur an fehlenden Fachkräften, sondern zugleich an verfügbaren Auszubildenden. Dabei hat die Oberpfalz auch einiges zu bieten:

Zuwanderung in die Oberpfalz

Der Arbeitskräftemangel ist in der Oberpfalz schon heute akut. Laut der IHK Regensburg fehlten 2022 bereits 15.000 Fachkräfte. Es werden keineswegs nur Akademiker gesucht. Immer häufiger fehlt Personal im Bereich der Facharbeiter. Im Handwerk fehlen nicht selten geeignete Personen, welche die Unternehmensnachfolge antreten können. Diese Zahl könnte sich bis 2025 mehr als verdoppeln. Aufgrund des demografischen Wandels könnte die Zahl der qualifizierten Arbeitskräfte von 472.000 auf 451,000 sinken. Mit einer gezielten Einwanderungsstrategie könnte entgegengewirkt werden.

Dass Zuwanderung die Herausforderungen am Arbeitsmarkt nicht von allein löst, zeigen die Lageberichte der Kreise in der Oberpfalz. Sie wurden Anfang 2023 durch die CSU-Bundestagsabgeordnete Susanne Hierl veröffentlicht. Hierbei geht es im Augenblick weniger um Arbeitsmigration, denn um die Aufnahme von Geflüchteten. Neben dem Wohnungsproblem gibt es hierbei zahlreiche Herausforderungen. So finden ukrainische Frauen kaum Betreuungsangebote für ihre Kinder. Dem Arbeitsmarkt werden dadurch hoch qualifizierte Fachkräfte entzogen.

(exb)

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