Es ist ein durchwachsenes Jahr für Teichwirt Thomas Beer. Bei der Kontrolle seiner Karpfen ist er zwar zufrieden: Sie sind gesund und munter. Trotzdem spürt auch er die Folgen des trockenen und heißen Sommers bei der Bewirtschaftung seiner Teiche bei Kleinsterz.
Der Wasserstand seiner Teiche ist etwa 20 bis 40 Zentimeter niedriger als sonst. Das Wasser musste dieses Jahre mehrfach durch die Teiche gepumpt werden, sonst hätte es nicht gereicht. Es hat zu wenig geregnet. „Die Generation meines Vaters hat das nicht machen müssen. Da gab es genügend Wasser - auch im Sommer“, erinnert sich Thomas Beer.
Das wärmere Wasser ist für den Karpfen noch kein Problem – der Fisch mag es warm: bis zu 28 Grad. Trotzdem kann der Klimawandel auch hier zur Herausforderung werden, unter anderem wegen Sauerstoffmangel im Wasser. Not-Abfischen wegen der Trockenheit war also dieses Jahr bei Thomas Beer noch nicht nötig. Sehr wohl aber aus einem anderem Grund: Dem Fischotter – nach wie vor dem Problem Nummer eins für die Karpfenzüchter im Landkreis.
Einzelne Teiche bei Thomas Beer hat der Fischotter in diesem Jahr so gut wie leer gefressen – dann war Not-Abfischen nötig, damit die Teiche nicht zuwachsen. Seit einigen Jahren beklagen die Fischwirte jedes Jahr höhere wirtschaftliche Schäden. 2020 waren es zum ersten Mal mehr als eine Million Euro. Die Teichwirte fordern, gegen den Fischotter vorgehen zu können: Es geht um die Entnahme des Fischotters, sprich: Das Töten der Tiere.
Doch momentan gilt: Der Fischotter ist streng geschützt und soll es nach der Meinung des Bund Naturschutz auch bleiben. Denn das Tier ist bei uns heimisch und die Bestände erholen sich gerade erst wieder, nachdem der Fischotter etwa seit den 1970-er Jahren ausgerottet war. Das Töten der Tiere schließt der BN deshalb aus – die Naturschützer verweisen auf den Fischottermanagement-Plan. Er soll ein Miteinander von Teichwirten und Fischottern ermöglichen. Die Naturschützer sind der Meinung, dass erst alle anderen Maßnahmen ausgeschöpft werden müssen: Schutzmaßnahmen wie Zäune um die Teiche unter anderem.
Der Fischottermanagement-Plan setzt also auf Schutzmaßnahmen vor dem Fischotter. Das hatte Teichwirt Thomas Beer eigentlich auch vor: Er wollte einen Schutzzaun errichten - doch dafür muss er zuerst mehrere teure Umweltverträglichkeitsgutachten erstellen lassen. Die Fischwirte haben das Gefühl, es werde ihnen sehr schwer gemacht.
Eigentlich sollte der Fischottermanagement-Plan um eine vierte Säule ergänzt werden: Die Entnahme von Fischottern. Dazu hatte die Regierung der Oberpfalz auch schon eine Ausnahmegenehmigung auf den Weg gebracht. Dagegen hat der Bund Naturschutz aber erfolgreich geklagt. Der Rechtsstreit läuft.
Ebenfalls läuft gerade ein Monitoring im Landkreis: Um herauszufinden, wie die Fischotterbestände sich entwickelt haben und um eine solide Datenbasis zu haben. Eine gute Sache – finden sowohl Teichwirte als auch Naturschützer. Bis Ergebnisse vorliegen, wird es allerdings noch dauern. Bei dem Monitoring werden in zwei Abschnitten Daten erhoben. Der erste Teil läuft noch bis Ende dieses Jahres.
Sicher ist: wenn nicht bald schnelle und unkomplizierte Schutzmaßnahmen wie Zäune gegen den Fischotter möglich sind, wird sich der Konflikt weiter verschärfen. Ein Konflikt zwischen Naturschutz und Wirtschaftlichkeit – und einem alten Kulturgut.
(az)