Ein zwölfjähriges Mädchen ist laut, verhaltensauffällig, ihre Mitschüler wenden sich von ihr ab, sie versucht sich umzubringen. Sie wird in einer Einrichtung untergebracht und kann nie ein normales Leben führen. Und sie kann nichts dafür. Ihre Mutter hat während der Schwangerschaft Alkohol getrunken, daher leidet sie unter FASD – fetale Alkoholspektrums-Störung.
Alma Kellner aus Schmidmühlen im Landkreis Amberg-Sulzbach kennt als Heil- und Sozialpädagogin viele FASD-Fälle.
13 Prozent der FASD-Betroffenen haben bereits einen Suizidversuch hinter sich. Und wenn wir schon bei Zahlen sind: Laut dem Robert-Koch-Instituts leidet eines von 350 Neugeborenen unter FASD – damit ist es die häufigste angeborene Erkrankung, doppelt so häufig wie zum Beispiel das Downsyndrom. Alkoholgenuss in der Schwangerschaft ist also riskant.
Manche Mütter leiden ebenfalls
Zehn Mal so lange dauert der Alkoholabbau bei einem ungeborenen Kind – schon bei 0,8 Promille im Blut des Erwachsenen sind das drei Tage. In der Zeit kann es durch den sauren pH-Wert unter anderem zu Schädigungen im Kleinhirn kommen. Daher fordert der FASD-Verband Deutschland zum Beispiel eine Kennzeichnungspflicht mit Warnhinweisen wie bei Zigaretten.
Alkohol während der Schwangerschaft müsste verboten werden. Oft leiden auch die Eltern unter dem Wissen, ihr Kind dauerhaft geschädigt zu haben.
Neun von zehn Betroffenen wissen aber gar nicht Bescheid. Die Diagnose zu bekommen, FASD zu haben, macht Erkrankte zwar nicht gesund. Aber: Das Wissen, nicht selbst schuld zu sein am Schicksal, kann helfen. Aber noch wichtiger wäre es, jedes FASD-Schicksal zu verhindern.
(mz)