Segria Al Hesen ist aus Syrien über die Türkei nach Europa geflüchtet. Mit Verletzungen aus einem Bombengriff kam er 2022 in Deutschland an. Seit einem knappen halben Jahr arbeitet er nun in der Autowerkstatt Einert in Kemnath. Eine Ausbildung hat er nicht, aber er hat früher in Syrien und in der Türkei an Autos geschraubt. Für Günter Einert genug, um ihm eine Chance zu geben.
570.000 offene Stellen unbesetzt
Für den Inhaber der Autowerkstatt ist es in den vergangenen Jahren zunehmend schwerer geworden, Mitarbeiter zu finden. Es ist ein deutschlandweites Problem: 2023 konnten rund 570.000 offene Stellen nicht besetzt werden. Arbeits- und Fachkräfte aus dem Ausland sind nötig, um zumindest einen Teil dieser Lücke zu schließen. Günter Einert ist mit der Arbeit von Al Hesen zufrieden. Man merke, dass er arbeiten und lernen will. Das größte Problem: Al Hesen spricht aktuell weder Deutsch noch Englisch. „Wir haben zum Glück einen türkischen Mitarbeiter, der ein wenig dolmetschen kann. Ansonsten kommunizieren wir mit Händen und Füßen.“
Lange Wartezeiten für Integrationskurse
Es ist ein Problem, dass die Berater im Jobcenter in Tirschenreuth nur allzu gut kennen. Die Wartezeiten für Integrationskurse sind im Landkreis Tirschenreuth aktuell drei bis sechs Monate lang. „Und das obwohl wir zeitweise sieben bis neun Sprachkurse gleichzeitig am Laufen haben.“, erklärt Hilke Janssen, Teamleitung bei der Arbeitsvermittlung im Jobcenter Tirschenreuth. „Trotzdem bräuchten wir noch mehr Sprachkurse, um den Bedarf zu decken. Aber dafür gilt es auch erst mal, Dozenten zu finden. Das ist ein deutschlandweites Problem.“
Kontakt auf dem Jobturbo-Messe
Kennen gelernt haben sich Al Hesen und Einert auf der Messe „Jobturbo“ in Kemnath im Februar. Es war ein neues Format der Arbeitsagentur. Die Idee: Ganz gezielt arbeitswillige Geflüchtete und Unternehmen mit offenen Stellen zusammenzubringen. Mit den Ergebnissen ist Hilke Janssen vom Jobcenter sehr zufrieden. „Wir hatten 40 Migranten eingeladen, davon sind nun 15 in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung. 12 davon beziehen jetzt kein Bürgergeld mehr.“, zählt sie auf.
Beschäftigung von Geflüchteten nicht ohne Probleme
Bei Al Hesen gab es zum Beispiel die Frage, wie er von seinem Wohnort Waldeck zum Arbeitsplatz nach Kemanth kommt – denn Busse fahren nicht immer. Der Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur unterstützt bei solchen Problemen. Einem geflüchteten Menschen eine Stelle geben – für Arbeitgeber nicht immer einfach, das weiß Nadja Völkl, Betreuerin im Arbeitgeberservice. „Die Einstellungen der Arbeitgeber sind sehr unterschiedlich. Es gibt schon auch viele, die aus verschiedenen Gründen Vorbehalte haben. Manche haben auch bereits gute Erfahrungen gemacht. Wir versuchen in der Beratung, die Arbeitgeber zu öffnen für dieses Thema.“
Dritte Jobturbo-Messe in Planung
Für die Mitarbeiter der Arbeitsagentur ist bereits klar: Im Herbst soll es nochmal eine Auflage vom Jobturbo an einem dritten Ort geben – um noch mehr Arbeitgeber und Geflüchtete zusammen zu bringen.
(az)