"Ich habe die Entscheidung für eine Militäroperation getroffen", sagte der russische Staatschef Putin im Staatsfernsehen. Wenig später dann die ersten Meldungen von Explosionen. Ukraines Präsident Selenskyj hat im ganzen Land den Kriegszustand ausgerufen.
Die OTH Amberg-Weiden pflegt seit mehr als 30 Jahren ein enges Verhältnis zu einer Universität in der Ukraine. Wir waren mit dem Leiter des International Office der Universität Czernowitz Serhij Lukanjuk im Gespräch.
Wie geht es den Menschen vor Ort?
Seit den 90er Jahren hat Dr. Josef Ziegler nicht nur enge Verbindungen in die Ukraine. Er war immer wieder vor Ort, hat Hilfslieferungen organisiert und begleitet. Er ist natürlich – wie viele andere – von den heutigen Ereignissen geschockt. Thomas Bärthlein hat ihn in Amberg getroffen.
OTH-Professorin blickt voller Sorge auf ihre Heimat Ostukraine
Rund 24.000 Menschen ukrainischer Herkunft leben in Bayern. Eine davon Tatyana Ivanovska. Die Professorin an der OTH Amberg blickt voller Sorge in ihr Heimatland.
Für Tatyana Ivanovska ist heute alles andere als ein gewöhnlicher Tag. Immer wieder telefoniert sie mit ihrer Familie und ihren Freunden in der Ostukraine. Sie selbst hat jahrelang in der Ostukraine gelebt, in der Region Charkiw, nur 50 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Also genau dort, wo seit heute Nacht Krieg herrscht. Seit März 2021 ist die Professorin für künstliche visuelle Intelligenz an der OTH Amberg. Die Lage in ihrer Heimat macht ihr Sorgen.
Seit Jahren kriselt es in der Ukraine. Dass dort der erste Krieg nach mehr als 20 Jahren in Europa ausgebrochen ist, überrascht sie nicht. Jeder Krieg sei schlecht, betont sie. Doch sie wundere sich über die einseitige Sichtweise in Deutschland. Auch die Regierung der Ukraine hätte in den vergangenen acht Jahren vieles falsch gemacht.
Sie hoffe nun, dass der Konflikt so schnell wie möglich beendet wird, der Westen militärisch nicht eingreift, die Ukraine eine Pufferzone zwischen NATO und Russland bleibt – und vor allem, dass ihre Familie unversehrt bleibt.
Oberpfälzer Politiker zeigen sich bestürzt
Es sei ein furchtbarer Tag für die Ukraine und ein dunkler Tag für Europa – mit diesen Worten verurteilte heute Morgen Bundeskanzler Olaf Scholz den Angriff Russlands auf die Ukraine. Auch bei den Oberpfälzer Politikern der gleiche Ton:
Heute ist ein schwarzer Tag für Europa und die Weltgemeinschaft. Der russische Aggressor Putin überfällt ein freies Land. Entscheidend ist jetzt, dass die westliche Staatengemeinschaft hart und absolut geschlossen reagiert. Es darf keinen Zweifel daran geben, dass wir die Stärke, aber auch den Willen haben, unsere Werte zu verteidigen.
MdB Albert Rupprecht, CSU
Es ist eine wirklich schreckliche Nachricht. Seit ich davon Kenntnis habe, bin ich bestürzt - einfach nur bestürzt und in gewisser Weise auch ratlos, weil es sich gar nicht ermessen lässt, wie sich das noch weiterentwickeln wird.
MdB Marianne Schieder, SPD
Mehr Reaktionen und Einschätzungen der oberpfälzer Bundestagsabgeordneten und der Menschen in der Amberger Innenstadt gibt es im Video:
Die ostbayerische Wirtschaft leidet unter dem Ukraine-Krieg
Hätte es seit 1970 keine Kriege mehr gegeben, wäre das globale Bruttoinlandsprodukt um 12% größer – Kriege machen die Welt wirtschaftlich also ärmer, so eine aktuelle Studie vom International Security and Development Center in Berlin aus dem Februar 2022. Der neue Krieg in der Ukraine hat bereits jetzt Auswirkungen auf die Wirtschaft – auch in unserer Region.
Das Schwandorfer Unternehmen HORSCH Landmaschinen war eigentlich auf Expansionskurs. Der Umsatz näherte sich einer halben Milliarde. Eine der zahlreichen Auslands-Niederlassungen befindet sich nahe Kiew in der Ukraine. Dort herrscht jetzt Krieg. Die Geschäftsführung in Schwandorf blicke besorgt auf das Wohl der Mitarbeiter. Wirtschaftlich könnte es für das Unternehmen zu einem Umsatzeinbruch um 40% kommen.
HORSCH ist kein Einzelfall, wie uns Markus Huber erklärt. Er ist Stellvertretender Abteilungsleiter International IHK Bezirk Regensburg für Oberpfalz und Kehlheim. 176 Unternehmen unterhalten in unserer Region laut Huber Geschäftsbeziehungen in die Ukraine, 125 exportieren dorthin, 23 importieren von dort.
Dabei bleibt es nicht. Der Krieg in der Ukraine dürfte Auswirkungen auf fast alle Firmen in unserer Region haben. Russland ist einer der größten Lieferanten für Erdöl und Erdgas in Bayern. Bricht diese Versorgung nun ab, dürften die Energiepreise in die Höhe schnellen – so Huber.
Der Krieg in der Ukraine dürfte der Oberpfälzer Wirtschaft noch teuer zu stehen kommen.