Ein Landespolitiker im Gespräch mit Landwirten ist während des Wahlkampfes kein seltenes Bild – in Schwand bei Parkstein gibt es dafür aber einen ganz konkreten Anlass. Milchbauer Andreas Hösl bewirtschaftet hier 87 Hektar Ackerfläche. Rund dreieinhalb von diesen Hektaren bekommen nächsten Sommer aber einen Sonderstatus. Nach der Ernte darf der Landwirt diese Fläche erst einmal nicht mehr berühren.
Manche nennen es GLÖZ-8, andere nennen es eine Zwangsenteignung: Das neue Gesetz aus der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU. Der Hintergrund: Artenschutz. Durch die Stilllegung eines Teils der Ackerflächen soll die Monokultur in unserer Landwirtschaft aufgebrochen werden. Dort, wo sich dann zeitweise wilde Pflanzen ansiedeln, sollen sich vor allem auch Insekten erholen.
Die Landwirte selbst sind davon nicht begeistert, genauso wenig wie CSU-Landtagsabgeordneter Stephan Oetzinger. Er ist ganz klar für eine Aussetzung des Gesetzes, vor allem wegen der aktuellen Ernährungssituation.
Die Umwelt-Perspektive
Unsere Ernährungsgrundlage zu sichern, ist eines der großen Argumente gegen die Gesetzgebung. Für Umweltschützer ist das aber hinfällig. Gleiches könne laut Matthias Luy vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz auch mit weniger Fleischverzehr erreicht werden. Der Landwirtschaftsreferent verrät uns seine Perspektive zur Flächenstilllegung.
„Die […] Flächenstilllegungen sind sehr wichtig, um mit artenreichen Brachen und Blühflächen die dramatisch gesunkene Artenvielfalt in Ackerlandschaften wieder zu erhöhen. Von der wissenschaftlichen Ökologie und Biodiversitätsforschung werden 10% Flächen für die Biodiversität als Minimum angesehen. Die 4% sind im Reformprozess politisch runtergehandelt worden.“
Mit dem Gesetzesentwurf hat man also ohnehin schon einen Kompromiss zwischen Landwirten und Naturschützern erzielt. Widerstand von Seiten der Landwirtschaft gibt es aber nach wie vor viel.
Für eine Gesetzesänderung, zumindest für nächstes Jahr, ist es jetzt aber ohnehin zu spät. Flächenstilllegungen für den nächsten Sommer müssen von den Landwirten schon jetzt eingeplant werden. Auch falls der Widerstand also noch etwas erreichen sollte, werden die dreieinhalb Hektar bei Andreas Hösl auf jeden Fall brach liegen müssen.
(sb)