Europa hat gewählt und eine Erkenntnis hat sich am gestrigen Wahlabend relativ schnell herauskristallisiert: Europa hat zu großen Teilen rechts gewählt. In Frankreich, Italien oder Österreich beispielsweise sind die politisch rechts orientierten Parteien stärkste Kraft. In Deutschland ist die AfD zweitstärkste Kraft. Von einem Rechtsruck in Europa war heute mehrfach zu hören und zu lesen. Die Grünen Landtagsabgeordnete Laura Weber sprach heute am OTV-Mikrofon von einem dunklen Tag für Europa. „Dieser beschworene Rechtsrutsch ist vollzogen.“ Ihre Partei hat massiv verloren und kommt nur noch auf 11,9%. Vor allem bei der jungen Wählerschaft sank die Zustimmung schon fast ins bodenlose. 23% weniger Stimmen erhielten die Grünen hier. „Wir versuchen schon lange junge Menschen anzusprechen, sind auf TikTok aktiv. Die sozialen Medien sind ein ganz wichtiger Punkt.“ Insgesamt sei die Kampagne aber in ihren Augen zu wenig an der Jugend ausgerichtet gewesen.
Deutlich besser in besagter Wählergruppe und auch im Gesamtergebnis hat die AfD abgeschnitten. Insgesamt 15 Abgeordnete darf die AfD in Zukunft ins Europaparlament schicken. Damit sind sie hinter der Union zweitstärkste Kraft in Deutschland. „Wir sind sehr zufrieden mit der Europawahl, haben uns Ziel zweitstärkste Kraft zu werden erreicht.“, erklärt Manfred Schiller, Mitglied des Landesvorstands der AfD in Bayern. Für Schiller selbst hatte das gute Abschneiden der AfD auch persönliche Auswirkungen. Er wird als Nachrücker in den Bundestag einziehen, da durch die Europawahl ein Bundestagsmandat in der AfD Fraktion frei wird.
Aber nicht nur rechte Parteien haben bei der Europawahl gewonnen. Die linksliberale und europaorientierte Partei Volt konnte vor allem in der jungen Wählerschaft Stimmen holen. 9% aus der Gruppe der 16-24-Jährigen machten ihr Kreuz bei Volt. Genauso viele wie bei der SPD übrigens. Insgesamt landete die Volt bei 2,6% und darf drei Abgeordnete ins EU-Parlament schicken. „Wir haben das auch im Wahlkampf gemerkt, dass wir mit unserem Themen vor allem junge Menschen ansprechen“, erklärt der stellvertretende Landesvorsitzender von Volt in Bayern Maximilian Diepold. Bedenkt man, dass Volt bei der vergangenen Bundestagswahl noch bei unter einem Prozent lag ist die Entwicklung schon beachtlich. Nach dem Erfolg im Europaparlament, soll als nächstes jetzt der Bundestag folgen.
(ac)