Seit mehr als 1000 Tagen tobt der Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Dessen Auswirkungen sind nicht nur in der Ukraine spürbar, sondern auch in Deutschland. Höhere Rüstungsausgaben, eine neue Flüchtlingswelle und anhaltende Diskussionen über Waffenlieferungen prägen die politische und gesellschaftliche Debatte. Um seine Expertise zu teilen und seine Forderungen deutlich zu machen, hat der ehemalige NATO-General Erhard Bühler in Oberviechtach nun einen Impulsvortrag gehalten.
Der Generalleutnant außer Dienst war von der Ortsfraktion der CSU eingeladen worden. Mit seinem Vortrag beleuchtete er die komplexe Sicherheitslage in Europa und warnte vor den Herausforderungen, die sich daraus ergeben. Besonders betonte er, dass die gegenwärtige Situation weit komplizierter sei als die Zeiten des Kalten Krieges. Bühler machte eine klare Ansage: Die Ukraine darf ihren Krieg nicht verlieren. Ein Sieg Russlands würde ein Signal senden, das lange undenkbar war: Ein militärischer Angriff auf ein unabhängiges Land könnte sich wieder lohnen. Dieses Szenario gelte es mit allen Mitteln zu verhindern, um die Stabilität in Europa langfristig zu sichern.
Forderungen und klare Ablehnungen
General Bühler warnte in seinem Vortrag eindringlich: Russland stelle eine reelle Bedrohung für Europa dar, und Deutschland sei nicht ausreichend darauf vorbereitet. Die bisherigen Maßnahmen der sogenannten „Zeitenwende“ bewertet er als unzureichend. Er fordert deutlich höhere Investitionen in die Bundeswehr und die NATO. Neben den Defiziten im Militärsektor sieht Bühler Handlungsbedarf bei der Einbindung von Reservisten und im Ausbau des Katastrophenschutzes. Gleichzeitig lehnt er Vorschläge wie eine atomare Wiederbewaffnung Deutschlands oder eine direkte Einmischung in der Ukraine entschieden ab.
Aussichten zu Grafenwöhr und Hohenfels
Das Interesse der Zuhörer war groß, und viele Fragen brannten ihnen unter den Nägeln: Von spezifischen Waffensystemen über Kriegstaktiken bis hin zur Rolle der USA und der anstehenden Präsidentschaftswahl. Diese Wahl könnte auch große Auswirkungen auf Deutschland haben. In der Vergangenheit hatte Donald Trump etwa die Schließung der Truppenübungsplätze Grafenwöhr und Hohenfels gefordert. Bühler hält dies in einer zweiten Amtszeit Trumps jedoch für unwahrscheinlich und deutet auf die große Bedeutung der Übungsplätze für das US-Militär.
(sb)