Am Wochenende wurde in Windischeschenbach eine Katastrophenschutzübung unter dem Namen „Surprising Turn“ durchgeführt. Einsatzkräfte aus Windischeschenbach, Neustadt an der Waldnaab, Wurz, Neuhaus und Krummenaab probten gemeinsam den Ernstfall – eine Rettungsübung, die nicht nur Feuerwehr, Polizei und Sanitäter, sondern auch viele weitere Hilfskräfte forderte. Ziel war es, die Kommunikations- und Reaktionsfähigkeit der Einsatzkräfte in einer unvorhersehbaren Situation zu schulen.
Im Mittelpunkt des Szenarios stand ein verlassenes Gebäude, aus dessen Obergeschoss dichter Rauch drang. Ein vermeintlicher Dachstuhlbrand, ausgelöst nach einer Party, setzte das Übungsszenario in Gang. Die Feuerwehrleute waren schnell vor Ort. Während einige von ihnen draußen die Löscharbeiten vorbereiteten, machte sich ein erstes Team auf den Weg ins Gebäude. Unter Atemschutz konnten sie einige unverletzte Partygäste – von Statisten gespielt – in Sicherheit bringen.
Name ist Programm
Doch während der Rettungsarbeiten trat der namensgebende „Surprising Turn“ – die überraschende Wendung ein: plötzlich fielen Schüsse. Schnell kam ein Funkspruch an alle Einsatzkräfte, Deckung zu suchen. Die Polizei musste nun die Kontrolle über die Situation übernehmen. Ohne genaue Informationen über die Anzahl und Position der Schützen betrat sie das Gelände. Mit Körperpanzerung und gezückten Pistolen näherten sich die Polizisten der Fassade des Partygebäudes. Schnell wurde klar: es handelte sich nur um einen Schützen, der ohne Schusswechsel zur Aufgabe gezwungen werden konnte. Während zwei Polizisten die Stellung hielten, betraten zwei weitere das Gebäude, um den Schützen festzunehmen.
Ein weiteres unvorhergesehenes Ereignis stellte die Einsatzkräfte vor eine zusätzliche Herausforderung – und war eigentlich gar nicht geplant: Eine Bombenattrappe aus einer früheren Übung – ein Topf mit Glasscherben und einem Taschenrechner – wurde entdeckt, was zur kurzfristigen Evakuierung des gesamten Geländes führte. Erst nach eingehender Untersuchung konnte Entwarnung gegeben werden, und die Übung wurde fortgesetzt.
Erfolgreicher Abschluss
Jetzt ging es endlich daran, die verletzten Partygäste zu bergen. Laut Übungsleiter Sebastian Windschügl stellte vor allem die große Anzahl an Verletzten die Rettungskräfte vor eine Herausforderung. Dazu kamen die Schauspielkünste der Statisten, die mit Schreien für eine realitätsnahe Situation sorgten. So kamen alle Einsatzkräfte an ihre Grenzen – Feuerwehrler mussten sich durch das vernebelte und labyrinthartige Gebäude kämpfen und die Verletzten teils mit einer Drehleiter bergen. Draußen nahmen die Sanitäter die Geretteten in Empfang und mussten erste medizinische Hilfe leisten.
Obwohl die Entdeckung der Bombenattrappe für eine ungeplante Unterbrechung sorgte, verlief die Übung insgesamt reibungslos. Ein Team des Bayerischen Zentrums für besondere Einsatzlagen hat die Übung mit einer Drohne verfolgt. In einer großen Nachbesprechung werden nun alle Details genau analysiert. So haben die Einsatzkräfte nicht nur praktische Erfahrung gesammelt, sondern können auch im Nachhinein wichtige Lektionen lernen. Im Ernstfall ist schließlich wichtig, jede Entscheidung schnell und professionell zu treffen.
(sb)