Lisa und Andreas haben es geschafft: Sie haben eine Familie gegründet. Doch es war schwerer Weg bis das junge Paar Kinder bekommen hat: Abgänge, der Tod von Sternenkindern und immer wieder Spritzen. Weil Lisa unter der chronischen Krankheit Endometriose leidet, kamen die beiden für ihren Kinderwunsch um mehrere künstliche Befruchtungen nicht herum. Damit verbunden: hohe psychische und physische Belastungen – aber auch hohe Kosten im fünfstelligen Bereich.
Über Jahre suchten die beiden die Kinderwunschklinik Amberg von Dr. Jürgen Krieg auf. Die Krankenkassen zahlen seit 20 Jahren nur noch 50 Prozent der Kosten für künstliche Befruchtung. Der Selbstkostenanteil liege daher laut Dr. Krieg bei bis zu 3000 Euro pro Behandlung. Bund und Land haben das zuletzt gefördert, mit je 450 Euro und das für maximal vier Befruchtungen. Doch jetzt sind die Fördertöpfe leer. Dr. Jürgen Krieg kann nicht verstehen, wieso den Politikern dieses Thema kaum mehr Geld wert sei.
Politiker werden bei dem Thema wortkarg. Tina Winklmann, Bundestagsabgeordnete der Grünen, verweist auf laufende Verhandlungen für 2025. Da dürften die Mittel durch den Bund aber eher noch weiter gekürzt werden. Harald Schwartz, Landtagsabgeordneter der CSU, hat einem Interview erst nach einigen Tagen zugestimmt. Ihm war das Thema komplett neu – und er schiebt die Schuld dem Bund zu. Dieser habe die Mittel gekürzt, deswegen seien die Fördertöpfe leer und weil der Zuschuss durch das Land an die Förderung vom Bund geknüpft sei, zahle jetzt auch Bayern nichts mehr aus.
Kosten im Haushalt sind Peanuts
Die Förderung für Künstliche Befruchtung belief sich 2023 deutschlandweit auf 6,1 Millionen Euro – also Peanuts im Haushalt. Trotzdem hat der Bund dieses Jahr die Mittel auf 4,7 Millionen Euro gekürzt, wie das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend auf OTV-Nachfrage mitteilt. Auch Stephanie Bogner sieht das kritisch. Sie ist Sozialpädagogin bei Donum Vitae, wo sich viele Kinderwunsch-Eltern melden. Sie erlebe sogar Fälle, in denen junge Familien ihr ganzes Erspartes zusammenkratzen und alle Rücklagen aufbrauchen würden.
Den Ansatz, dass wenigstens Bayern seinen Anteil unabhängig von den Bundesmitteln zahlen könnte, betrachtet Harald Schwartz als möglichen Weg. Er sagt aber auch: An 450 Euro sollte eine Familienplanung letztlich auch für das Paar selbst nicht scheitern. Für Lisa und Andreas steht fest: Ob Förderung oder nicht – für sie hat sich die Tortur auf jeden Fall gelohnt.
(mz/az)