Drei Storchenküken haben am Wochenende das Licht der Welt erblickt. Und zwar auf dem Mast bei der Spezialtiefbaufirma Gollwitzer GmbH in Floß. Gestern Vormittag konnte Geschäftsführerin Andrea Gollwitzer, die sich um das Storch-Paar kümmert, einen ersten Blick auf den Nachwuchs werfen - dafür musste sie rund 30 Tage warten, denn so lange brüten Störche in der Regel.
Die Floßer Störche waren jahrzehntelang nicht in ihrem Horst, bis sie am Gründonnerstag wieder zurückgekehrt sind. Gemeinsam bauten das Weibchen und Männchen den von Andrea Gollwitzer und ihren Kindern in mühevoller Kleinarbeit gestalteten und rund 1,60 Meter großen Horst aus Weidenzweigen und Grasnarben zu einem gemütlichen und stattlichen Nest aus und legten wohl Anfang Mai drei bis fünf Eier. Die wurden in den vergangenen Wochen sowohl vom Männchen als auch vom Weibchen bebrütet. Während des ersten Lebensmonats werden die Jungvögel nun ständig von einem Altvogel bewacht.
Nach etwa zwei Monaten werden die Nesthocker flügge, werden aber noch weitere zwei bis drei Wochen von den Eltern mit Nahrung versorgt. Nach etwa zweieinhalb Monaten werden die jungen Weißstörche selbständig.
(Andrea Gollwitzer, Spezialtiefbaufirma Gollwitzer GmbH)
Nachdem Störche ihrem Partner und auch ihrem Nistplatz treu sind, hofft die 53-Jährige, dass die beiden Vögel auch im nächsten Jahr wieder nach Floß zurückkehren. Wer erinnert sich nämlich nicht gerne: Störche gehörten viele Jahre hinweg zum Flosser Ortsbild. Seit dem 19. Jahrhundert gab es im Markt mit der „Bergler-Bräu“ in der Neustädter Straße neben der „Bürger-Bräu“ ein zweites Brauhaus. Der hohe Schornstein, des 1909 von Großkaufmann Johann Bergler gebauten Sudhauses, war lange von einem Storchen-Horst geschmückt, regelmäßig ließ sich dort später auch auf dem Alten Pflegeschloss ein Paar nieder.
Doch nachdem der Betrieb des Brauhauses mit bis zu 20 Beschäftigten 1972 aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben worden war und schließlich einem Einkaufscenter weichen musste, das auch schon wieder der Vergangenheit angehört, verschwand ebenso das Zuhause für die Störche. Versuche, den Vögeln anderweitige Alternativen zu bieten, scheiterten – die Störche verschwanden aus Floß.
Bis vor fünf Jahren erinnert sich Andrea Gollwitzer: Pünktlich zu ihrem Geburtstag Mitte April tauchte erstmals ein Pärchen auf, das sich jedoch aufgrund der Attacken von drei räuberischen Single-Störchen, die zwei Wochen später kamen, nur sporadisch zu Besuch aufhielt. Die Familie Gollwitzer, allen voran „Storchen-Mama“ Andrea, sah, wie sich die beiden immer wieder Landealternativen auf einem Kran oder einem extra dafür aufgestellten Masten bei der Schweißerei suchten.
Nachdem die Baufirma Gollwitzer seit April ihre Schweißerei vergrößert, musste vor ein paar Wochen der alte Mast abgeschnitten werden. Ein neuer, 17 Meter hoch und ausgerüstet mit zwei Gitterrosten als Lande- und Übungsfläche für den künftigen Storchen-Nachwuchs, wurde gebaut und Richtung des Wohnhauses versetzt – ein perfektes zu Hause für die beiden Vögel, die nun stolz ihre drei Küken präsentierten und sich inzwischen an das Treiben auf dem Firmengelände bestens gewöhnt haben.
(Bildquellen: Stephan Landgraf)
(vl)