Wie sieht eine Welt nach dem Ukraine-Krieg aus – welche geopolitischen Folgen zieht er nach sich? Mit Fragen wie diesen beschäftigt sich am Deutschen Institut für internationale Politik und Sicherheit in Berlin Dr. Markus Kaim. Zwei Folgen für Deutschland seien bereits jetzt sicher, so der Wissenschaftler. Erstens: Eine Rückkehr zur Abhängigkeit von russischem Gas wird es wohl nicht geben. Und: Gewisse Annahmen zur deutschen Sicherheitspolitik hätten sich als falsch herausgestellt, so Kaim. Dass Deutschland „nur von Freunden umzingelt sei“ unter anderem.
Die Welt sei ungemütlicher geworden. In Zukunft müsse europäische Sicherheitspolitik gegen statt mit Russland organisiert werden. Kaim verteidigte die erhöhten Ausgaben und die Aufrüstung für die Bundeswehr. „Das kann als bedauernswert gesehen werden, ist aber notwendig“, so Kaim gegenüber OTV.
Eine weitere These von Dr. Kaim: Die USA haben sich durch den Ukraine-Krieg wieder verstärkt in Richtung Europa orientiert – und konzentrieren sich dadurch auch wieder mehr auf die Truppenübungsplätze in der Region. Ein Truppenabzug scheint aktuell also nicht wahrscheinlich, im Gegenteil sei die US-Truppenstärke in Europa um 20.000 Mann aufgestockt worden. Langfristig werden sich die USA aber wohl doch eher auf den pazifischen Raum konzentrieren, so Dr. Kaim. Das sei aber jetzt noch Zukunftsmusik.
Wie genau die Folgen des Krieges aussehen werden, hänge natürlich auch davon ab, wie der Krieg letztendlich beendet werden wird, so Dr. Kaim – und das kann zum jetzigen Zeitpunkt wirklich niemand vorhersagen.
(az)