Sie sitzen oder kleben auf der Straße und blockieren den Verkehr – die Aktivisten der Letzten Generation. Dieser Akt des zivilen Ungehorsams sei angemessen und nötig angesichts der Klimakrise, so die Überzeugung der Aktivisten. Hans Schuierer, heute 92 Jahre alt, hat sich vor fast 40 Jahren ebenfalls an heftigen Protesten beteiligt, die Geschichte geschrieben haben: Die Kämpfe gegen eine Atomare Wiederaufarbeitungsanlage bei Wackersdorf. Trotzdem kritisiert der Zeitzeuge und Altlandrat die Letzte Generation.
„In dieser Art nicht sinnvoll“
„Demonstrationen für mehr Klimaschutz halte ich für sinnvoll und gut, aber nicht in dieser Art und Weise. Sich einfach auf die Straße zu setzen und den ganzen Verkehr zu behindern, das kann ich nicht für gut heißen.“, so Schuierer im OTV-Gespräch.
Der Unterschied zu den Protesten gegen die WAA? „Wir haben damals in Wackersdorf die Polizei behindert, die Baufahrzeuge und LKW behindert – nicht unbeteiligte Bürger.“, erinnert sich Schuierer. „Unsere Proteste waren gezielter.“ Die Klimaaktivisten müssten andere Wege des Protests finden, plädiert Schuierer. „Die jungen Leute könnten zum Beispiel vor dem Landtag demonstrieren oder ganz bestimmte Sitzungen behindern.“
Präventivhaft gegen Aktivisten umstritten
Wegen der Straßenblockaden sind 27 Klimaaktivisten in der letzten Augustwoche sogar ins Gefängnis Stadelheim in München gekommen. Unter ihnen auch die 24-Jährige Ronja Künkler aus Rothenstadt bei Weiden. Das Polizeiaufgabengesetz macht eine solche Präventivhaft von Aktivisten möglich. Eine höchst umstrittene Regelung – Hans Schuierer kann sie aber verstehen. „Es bleibt der Polizei ja wohl nichts anderes übrig als solche Präventivmaßnahmen. Die Aktivisten kündigen ja an, dass sie es wieder machen werden.“
Straßenblockaden nicht wirksam
Dass junge Menschen für den Klimaschutz einstehen und dafür auch demonstrieren, findet Schuierer gut – nötig sogar. Doch Straßenblockaden seien der falsche Weg. Damit würden sie nur große Teile der Gesellschaft gegen sich aufbringen und ihrem Anliegen schaden. Zwei Umfragen aus diesem Sommer bestätigen das. Demnach haben drei Viertel der Deutschen für die Protestformen der Letzten Generation kein Verständnis mehr.
(az)