Mo, 05.02.2024 , 14:26 Uhr

Weiden

Historiker sieht klare Unterschiede zwischen AfD-Aufstieg und Weimarer Republik

Das bestimmende politische Thema derzeit ist der Höhenflug der AfD. Längst werden Vergleiche mit der Weimarer Republik und dem Aufstieg der Nationalsozialisten gezogen. Wir haben einen Historiker zu Gemeinsamkeiten und Unterschieden befragt.

Nie wieder ist jetzt! Mit solchen Botschaften gehen derzeit viele Menschen deutschlandweit gegen den Rechtsruck auf die Straßen. In Weiden waren es bei der Kundgebung 2500 Menschen. Die Kritik richtet sich auch gegen die AfD, einer Partei, die in manchen Bundesländern bereits als gesichert rechtsextremistisch gilt.

„Nie wieder ist jetzt“ stellt aber auch den Vergleich mit den 1920er und 1930er Jahren her. Dr. Sebastian Schott hat als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Stadtarchiv Weiden viel zum Thema Aufstieg des Nationalsozialismus geforscht. Er sieht Parallelen, aber auch klare Unterschiede zwischen damals und heute. Den Menschen ist es damals zum Beispiel viel schlechter gegangen als heute.

Auch die AfD sei keine NSDAP 2.0, sagt Dr. Sebastian Schott. Und wichtig sei auch die Unterscheidung zwischen Rechtsextremisten und Nationalsozialisten.

Rat für Umgang mit Rechtsextremisten

Trotzdem: Mit der AfD würde im Fall einer Mehrheit gewiss ein anderer Wind wehen in Deutschland. Auch die Verfassung schützt die Demokratie nur bedingt. Sie hätte auch die Weimarer Republik nicht gerettet, glaubt Dr. Schott.

Die Parallelen von heute mit der Weimarer Republik gibt es, so Dr. Schott. Nur sei damals alles viel dramatischer gewesen. Die Inflation der vergangenen Jahre ist nicht ansatzweise vergleichbar mit der Hyperinflation von 1923.

Parallelen zeigen sich auch in der Parteienlandschaft. Mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht und bald wohl auch mit der Werteunion wird die Parteienlandschaft noch fragmentierter, aber ist immer noch kein Vergleich mit 1924, als 13 Parteien einen Parlamentssitz bekamen.

Geschichte zu erforschen ist wichtig, um Lehren für die Zukunft zu ziehen. Und da kann Dr. Schott nur allen Demokraten zur Zusammenarbeit gegen Rechtsextremisten raten. Demokratien brauchen Demokraten, die für Demokratien auch einstehen. Nie wieder ist jetzt.

(mz)

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