Am frühen Samstagmorgen gegen 04:45 meldete ein aufmerksamer Fahrer eines Streufahrzeugs Personen auf dem Standstreifen der A6 zwischen der Anschlussstelle Leuchtenberg und dem Parkplatz Wittschauer Höhe. Die Bundespolizei griff kaum zehn Minuten später die erste Gruppe Migranten auf. Über eine Stunde "sammelten" Beamte der Bundespolizeiinspektion Waidhaus mit Unterstützung der Grenzpolizeiinspektion Waidhaus Menschen in der gesamten Umgebung ein und verbrachten sie zur Bundespolizei.
Bei den insgesamt 21 Männern im Alter von 16 bis 37 Jahren handelt es sich um 19 Inder und zwei Bangladescher. Laut den ersten Vernehmungen waren sie in einem LKW von Kroatien nach Deutschland geschleust worden. Die Geschleusten gaben an, während dieser Zeit unter Kälte und Angstzuständen gelitten zu haben.
Auf einem Handyfoto sind einige von ihnen zu sehen, wie sie eng zusammengepfercht zwischen der Ladung kauern. Zwei Fahrer mit "europäischem Aussehen" hätten die Menschen vom indischen Subkontinent dann auf dem Autobahnparkplatz Wittschau in englischer Sprache aufgefordert, den Lastwagen zu verlassen, worauf sich einzelne Grüppchen bei Dunkelheit und Temperaturen um den Gefrierpunkt auf den Weg machten, berichtet die Bundespolizei.
Dies war, den Angaben einzelner Geschleuster zufolge der letzte Teil einer langen und beschwerlichen Odyssee, die in etwa einen Monat in Anspruch genommen hat. Die Route führte laut den Vernehmungen von Bangladesch und Indien über Dubai, Oman, Irak bis in die Türkei. Von dort aus nach Griechenland über Serbien nach Bosnien. Da sei man mit PKWs zur kroatischen Grenze gebracht worden, die sie zu Fuß überquert hatten.
In einen LKW gepfercht sind die Inder und Bangladescher schließlich nach Deutschland regelrecht "verfrachtet" worden. Für das Teilstück Bosnien - Deutschland hätten Schleuser einen Lohn von 4.500 Euro verlangt. Für die gesamte Route waren acht- bis zehntausend Euro fällig.
Die Geschleusten befanden sich trotz Strapazen und Kälte in guter gesundheitlicher Verfassung. Ihr Hunger konnte dank einer örtlichen Bäckerei gestillt und die Kälte in warmen Räumen der Bundespolizei vertrieben werden. Inzwischen sind die Jugendlichen dem Jugendamt Neustadt an der Waldnaab übergeben worden, die restlichen Geschleusten wurden an das AnkER-Zentrum in Regensburg weitergeleitet.
Die Bundespolizeiinspektion Waidhaus bittet die Bürger um Mithilfe:
Wer hat Beobachtungen gemacht, die mit der Schleusung und vor allem der "Abladung" der Migranten am Parkplatz Wittschauer Höhe in Zusammenhang stehen können. Bei dem Schleuser-LKW handelt es sich möglicherweise um ein Zugfahrzeug mit weißem Sattelaufleger und grauer Plane. Das Kennzeichen sei gelb mit schwarzer Schrift gewesen, Näheres unbekannt.
Sachdienlich Hinweise dürfen gerne rund um die Uhr an die Bundespolizei Waidhaus unter 09652 / 82060 gegeben werden. Auf diese Weise wollen die Ermittler der Waidhauser Bundepolizei zunächst an den Fahrer und schließlich an die Hintermänner kommen.
(Bildquelle: Bundespolizei)
(vl)