Für Kinder mit Behinderung gibt es momentan kein inklusives Spielgerät auf den Weidener Spielplätzen, wie Mutter Sylvia Lang kritisiert. Das soll sich aber bald ändern.
Schuhe an – und dann geht es ab auf die Galileo-Rüttelplatte. Die 5-jährige Paula aus Weiden kennt das gut, sie macht diese Übung zwei oder dreimal täglich. Ständige Therapien gehören für sie und Mama Sylvia zum Alltag. Ein Alltag, der komplett anders aussieht als der von Kindern ohne Behinderung. Paula hat eine schwere Dystonie, das heißt, sie hat Probleme, ihre Muskeln zu steuern. Sitzen, laufen, reden – all das ist für sie sehr schwer.
Therapien wie das Gehtraining in einem Walker bestimmen das Leben der kleinen Paula. Ihre Sommerferien wird sie voraussichtlich in einer Spezialklinik verbringen. Zum Ausgleich auf einem Spielplatz zu spielen wie andere Kinder – dafür gibt es für Paula in Weiden keine Möglichkeit. Das hat Mama Sylvia vor kurzem auf einer Bürgerversammlung zum Thema Barrierefreiheit kritisiert.
Sie fährt mit ihren Kindern oft auf einen Spielplatz nach Parkstein, da sie dort ein Rollstuhltrampolin nutzen können. Auf den Weidener Spielplätzen gibt es kein Gerät, das für Paula mit ihrem Rollstuhl geeignet ist. Sylvia Lang war es ein Herzensanliegen, das vor den Verantwortlichen der Stadt anzusprechen und eine Lösung einzufordern. Denn es gebe Kinder, die nicht selbst für ihre Anliegen die Hand heben könnten, so die zweifache Mutter. Diese Kinder dürften nicht vergessen werden.
Nun ist in Weiden ein Spatenstich gefallen: Der Spielplatz in der Max-Reger-Anlage soll bis Oktober umgestaltet werden. Für etwa 170.000 Euro will die Stadt neue Spielgeräte und einen neuen Bodenbelag bauen. Zum ersten Mal solle dabei auch ein Inklusionsspielgerät aufgebaut werden, so Oberbürgermeister Jens Meyer. Konkret handelt es sich um ein sogenanntes Tipi-Karussell mit einem Festhaltegeländer, das sich auch für Kinder mit körperlichen Behinderungen eignen soll, erklärt Baudezernent Oliver Seidel
Auch wenn das neue Karussell nicht für die Nutzung mit dem Rollstuhl gedacht ist, freut sich Sylvia Lang, dass inklusiv gedacht wurde. Und möglicherweise wird es für Paula am Spielplatz um die Ecke bald auch ein Spielgerät geben – so zumindest der Plan von Oberbürgermeister Meyer. Er hat sich nach der Bürgerversammlung mit Familie Lang unterhalten und setze sich nun dafür ein, auf dem Spielplatz am Ulmenweg ein Rollitrampolin zu errichten – möglicherweise noch in diesem Jahr.
In der Familie Lang ist die Freude über diese Pläne groß. Dann wäre ein Spielplatzbesuch mit Paula und ihrem Bruder Oscar auch fußläufig möglich. Sylvia Lang wünscht sich vor allem eins: Dass Familien mit behinderten Menschen in der Gesellschaft wahrgenommen werden, ohne dass sie für jedes einzelne Anliegen kämpfen müssen.
(az)