Rund 7 Prozent der Menschen in Deutschland identifizieren sich als queer – also sprich als lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell oder nonbinär. So das Ergebnis einer EU-weiten Umfrage aus dem Jahr 2016. Queere Bayern und Oberpfälzer sind in der Öffentlichkeit aber immer noch wenig sichtbar. Häufig wird das Thema – besonders im ländlichen Raum – gerne unter den Teppich gekehrt. Das will Anna Schwamberger von den Grünen ändern und hatte deshalb zu einer öffentlichen Diskussion geladen.
„Ja“ zu queer – auch Menschen des LGBTQ-Spektrums gehören zur Oberpfalz. Dieses Signal wollten die Landtags-Grünen nun in Tirschenreuth senden. Anna Schwamberger hatte dafür den queer-politischen Sprecher der Grünen, Florian Siekmann, eingeladen. Er machte bei der Diskussion deutlich: Bei dem Thema LGBTQ-Akzeptanz geht es um Einzelschicksale und im Härtefall sogar um Menschenleben. Die Suizid-Rate unter jungen queeren Menschen sei vier bis sechs Mal höher als im Durchschnitt, gab Siekmann zu bedenken.
Queere Jugendliche an den Schulen
Der Schwerpunkt der Diskussion lag darauf, wie es queeren Kindern und Jugendlichen an unseren Schulen ergeht. Sandra Hering, 2. Konrektorin der Realschule in Kemnath berichtete von ihren Erfahrungen. 860 Schüler sind es an der Realschule – bei einer Quote von sieben Prozent, die sich laut einer Umfrage in Deutschland als queer identifizieren, wären das auf die Schule heruntergerechnet gut 60 Schüler. Fünf konkrete Fälle beschäftigen die Schule gerade ganz konkret. In erster Linie Schüler, die sich als transsexuell identifizieren. Für die Schule eine Herausforderung. Welchen Namen dürfen die Schüler zum Beispiel auf Prüfungen schreiben? Oder wie soll die Schule mit transsexuellen Jugendlichen umgehen, wenn die Eltern diese Identifizierung ablehnen?
Leitfaden vom Kultusministerium gefordert
Für viele Schulen und Lehrer sei der Umgang mit queeren Schülern schwierig. Das muss sich ändern, fordert Anna Schwamberger. Bereits im Studium sollten Lehrkräfte auf solche Situationen vorbereitet werden. Außerdem müsse das Kultusministerium einen Handlungsleitfaden für die Schulen herausgeben, um grundlegende Fragen im Umgang mit queeren Schülern zu klären.
Beratung bisher nur von Ehrenamtlichen
Bayern sei das einzige Bundesland ohne eine Aktionsplan für Vielfalt und Akzeptanz, kritisiert Florian Siekmann – der Freistaat müsse dringend nachziehen. Unter anderem brauche es ein flächendeckendes Beratungsnetz für queere Jugendliche. Bisher sind die einzigen Beratungsangebote von Ehrenamtlichen, wie zum Beispiel vom Verein Kunterbunt Amberg. Doch wenn Betroffene zum Beispiel psychische Probleme haben, stoßen die ehrenamtlichen Berater einfach an ihre Grenzen. Dann brauche es pädagogische oder therapeutische Fachkräfte, so Phillip Pietsch von Kunterbunt Amberg. „Wir brauchen finanzielle Unterstützung, um Fachkräfte für die Beratung beschäftigen zu können“, so Pietsch.
(az)