Mo, 15.07.2024 , 13:52 Uhr

Schwarzenfeld

Karpfenteiche sollen Landwirtschaft für den Klimawandel rüsten

Karpfenteiche für die Zukunft der Landwirtschaft: Ein Schwarzenfelder Experiment zur Bewässerungsteichwirtschaft soll unsere Felder vor den Auswirkungen des Klimawandels schützen. Jetzt wurden die ersten Ergebnisse präsentiert.

Karpfen zur Rettung unserer Landwirtschaft. So seltsam es scheint – die bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, kurz LfL, versucht, genau das möglich zu machen. Bei einem Experiment in Raffach bei Schwarzenfeld dient ein Karpfenweiher gleichzeitig als Bewässerungsanlage für ein anliegendes Kartoffelfeld. So soll unsere Landwirtschaft künftig besser für die Auswirkungen des Klimawandels gewappnet sein.

Der Teich und das Kartoffelfeld gehören der Familie Stangl. Im vergangenen Jahr ist die LfL mit dem Experimentvorschlag auf die Familie zugegangen. Seitdem hat sich an ihrem Hof einiges getan – der Weiher wurde trockengelegt und vertieft. Eine Pumpe wurde installiert, die über Bewässerungsschläuche mit dem Kartoffelfeld verbunden ist. Dann wurde der Teich wieder befüllt, und mit genauso vielen Karpfen ausgestattet, wie zuvor. Die durch die Vertiefung erhöhte Wassermenge sorgt dafür, dass den Karpfen das Wasser nicht ausgeht, wenn es zur Bewässerung der Kartoffeln genutzt wird. Denn sobald ein Sensor erkennt, dass die Kartoffeln Wasser brauchen, wird es automatisch aus dem Teich herausgepumpt.

Von Israel inspiriert

Der Initiator des Experimentes ist Dr. Martin Oberle vom Institut für Fischerei des LfL. Er erzählt: ein Aufenthalt in Israel habe ihn auf die Idee gebracht. Auf den dortigen Feldern muss jede Pflanze bewässert werden, um der Trockenheit zu trotzen. In den dafür genutzten Wasserspeichern leben Fische, um diese sauber zu halten. Dieses Prinzip mit der Oberpfälzer Teichwirtschaft zu verbinden, könnte die Lösung für immer länger werdende Trockenheitsperioden im Sommer werden, dachte sich Dr. Oberle. So kam es zum ersten Experiment in Raffach.

Der Gedanke des LfL: Tausende Karpfenteiche in Bayern bilden ein riesiges, dezentrales Netzwerk aus Wasserspeichern. Werden diese ausgebaut, kann ihr Wasser zur Bewässerung von umliegenden Feldern genutzt werden, ohne den Karpfen zu schaden. Sie sind quasi kostengünstige, naturnahe Wasserreservoire, die sich während den niederschlagsreichen Wintermonaten wieder füllen. Gelingt das Experiment, könnte es wegweisend für die Zukunft der Landwirtschaft in Bayern werden.

Experiment trägt Früchte

Bisher sind die Ergebnisse vielversprechend. Die Kartoffeln der Familie Stangl werden gut bewässert. Experten aus der Landwirtschaft, der Fischerei und der Bewässerung arbeiten gut zusammen, und auch Behörden zeigen sich interessiert. Bei allem Erfolg gibt es aber auch Nachteile. Die größeren Wassermengen in den Karpfenteichen senken die Wassertemperatur. Dadurch verringert sich auch der Fischertrag. Aber Dr. Oberle hofft: Teichwirte könnten gleichzeitig zu Wasserwirten werden, und ihr Wasser an Landwirte ohne Teiche verkaufen.

Auch die bayerische Ministerin für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten, Michaela Kaniber, hat sich das Projekt jetzt angesehen und die Familie Stangl besucht. Sie ist hochbegeistert von den bisherigen Ergebnissen und sieht es auch als gutes Zeichen, dass die Landwirtsfamilie selbst vom Projekt überzeugt ist. Bevor die neue Methode wirklich großflächig umgesetzt werden kann, müssen noch viele behördliche und baurechtliche Fragen beantwortet werden. Aber tatsächlich könnte die Zukunft unserer Landwirtschaft vielleicht schon bald an den Karpfen in unseren Teichen hängen.

(sb)

Bauer Bauernhof Betrieb Stangl Bewaesserung Bewässerungsteichwirtschaft Dr. Martin Oberle Experiment Familie Stangl Feld Florian Stangl Forschung Karpfenteich Kartoffelfeld Kartoffeln Landesanstalt für Landwirtschaft Landwirtschaft Landwirtschaftsbetrieb Michaela Kaniber Oberpfalz Oberpfalz TV OTV Raffach Schwarzenfeld Simon Bauer Stephan Sedlmayer Teich Teichwirtschaft

Das könnte Dich auch interessieren

18.09.2024 60 Jahre Bauernmuseum: Jubiläumsfeier mit uriger Wirthausgaudi Das Oberpfälzer Bauernmuseum in Perschen bei Nabburg feiert in diesem Jahr sein 60-jähriges Bestehen. Jetzt gab es den großen Festakt dazu, mit Musik, Bier, gutem Essen – und damit richtig uriger Wirthausatmosphäre. Für das Museumsteam ist das Jubiläum etwas ganz Besonderes, denn kaum ein vergleichbares Museum ist so alt wie das Bauernmuseum in Perschen. Anfang 03.09.2024 Die Sternwarte Dieterskirchen lüftet die Geheimnisse der Sonne Die Polarlichter, die im Mai auch bei uns zu sehen waren, haben für große Aufregung gesorgt – egal ob bei Astronomiebegeisterten oder bei jenen, die sie ganz unerwartet entdeckt haben. Zurückzuführen sind diese Polarlichter auf einen außergewöhnlichen Sonnensturm, der genau auf die Erde traf. In solch einer Intensität wurde unser Planet schon lange nicht mehr 12.02.2024 20 Jahre Biogas vor den Toren Schwandorfs Am 18. Februar 2005 ging in Schwandorf eine Ära zu Ende. Vor mittlerweile knapp 20 Jahren fielen die letzten Türme des dortigen Kohlekraftwerks. Aber mit der Energiegewinnung genau hier vor den Toren Schwandorfs war damit nicht Schluss. Ein Gebäude blieb – das Verwaltungsgebäude. Und das bildet seither den Firmensitz für ein ganz anderes Energieunternehmen. Kohle 12.09.2024 Was Theo Männer in 50 Jahren als Kreisheimatpfleger alles erlebte Das Schwarzachtaler Heimatmuseum in Neunburg vorm Wald beherbergt eine beeindruckende Sammlung historischer Artefakte – von mittelalterlichen Pfeilspitzen und Armbrustbolzen bis hin zu einigen der ältesten Karten der Oberpfalz. Doch hinter den ausgestellten Objekten verbirgt sich eine besondere Geschichte, die in den Schaukästen des Museums nicht sichtbar ist: die Geschichte seines langjährigen Leiters, Theo Männer. 50