Im Juli dieses Jahres hatten sich der Hauptverwaltungs- und Finanzausschuss sowie der Stadtrat intensiv mit dem Thema „Mobile Luftreinigungsgeräte und Alternativen als weiterer Baustein zum Infektionsschutz an Schulen“ auseinandergesetzt. Im Rahmen der Sitzungen wurde beschlossen, für die Amberger Grundschulen sowie für die 5. und 6. Klassen der weiterführenden Schulen insgesamt 145 mobile Luftreinigungsgeräte anzuschaffen, die zusätzlich zu dem weiterhin erforderlichen Lüften die Luft im Klassenzimmer filtern sollten.
Schon damals waren die Stadtratsmitglieder der Meinung, dass ein Einsatz nur dann sinnvoll wäre, wenn die Geräte rechtzeitig vor der kalten Jahreszeit geliefert werden können, war sich aber gleichzeitig bewusst, dass vonseiten der Schulsachaufwandsträger mit einem großen Ansturm auf die Geräte zu rechnen sein wird. Aus diesem Grund setzte man bei der Auftragsvergabe im September mit dem 31. Oktober 2021 einen Termin für die späteste Lieferung und beschloss, sich andernfalls mit dieser Thematik nochmals zu beschäftigten.
Umso überraschender sei es gewesen, dass der Anbieter zunächste eine sehr schnelle Lieferung in Aussicht gestellt hat, berichtet die Stadt Amberg in einer Pressemitteilung. Doch Ende Oktober setzte die beauftragte Firma die Stadt Amberg in Kenntnis, dass eine fristgerechte Lieferung nicht möglich sei und nicht einmal für eine Teillieferung ein Termin genannt werden könne.
Statt Luftreinigern soll es nun Lüftungsanlagen geben
Einer der Mediziner im Stadtrat erklärte, dass sich inzwischen auch die Zweifel an der tatsächlichen Wirksamkeit dieser Geräte mehren, zumal das regelmäßige Lüften der Klassenzimmer weiter erfolgen muss. Darüber hinaus fehlten fundierte wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit dieser mobilen Luftreiniger im realen Praxisbetrieb eines voll besetzten Klassenzimmers. Vor diesem Hintergrund beschloss der Amberger Stadtrat, dem ein wirksamer Schutz der Schüler sowie der Lehrkräfte sehr am Herzen liegt, in seiner Sitzung am 25. Oktober einstimmig, von dem Vertrag mit der Firma zurückzutreten und sich stattdessen vorrangig auf die für das Jahr 2022 geplanten teureren dezentralen Lüftungsanlagen mit Wärmetauscher zu konzentrieren.
Die im Haushalt 2022 der Stadt Amberg eingesetzten Finanzmittel in Höhe von einer Million Euro sollen dazu verwendet werden, im kommenden Jahr möglichst viele Klassenzimmer mit den dezentralen stationären raumlufttechnischen Anlagen (RLT-Anlagen) auszustatten, die für einen Luftaustausch und damit eine kontinuierliche Frischluftzufuhr sorgen. In den damit ausgestatteten Klassenzimmern kann künftig das Lüften in der kalten Jahreszeit ganz oder teilweise entfallen. Um bereits heuer Erfahrungen auf diesem Gebiet zu sammeln, sollen noch in diesem Jahr drei Pilotanlagen in den Grundschulen installiert werden.
Stadt bittet um Verständnis
Sowohl der Stadtrat der Stadt Amberg als auch die Verwaltung bitten die Eltern und Schulen nun um Verständnis für diese Vorgehensweise, über die die Schulen dieser Tage in einem Schreiben von OB Michael Cerny informiert worden sind.
Das Thema wird natürlich auch emotional diskutiert, aber nach Ansicht der Fachleute ist es äußerst fraglich, ob mit den für Kommunen vorgeschriebenen Vergabeverfahren in den Wintermonaten noch mit einer zeitnahen Lieferung von Luftfiltern gerechnet werden kann.
Michael Cerny, CSU, Oberbürgermeister Amberg
Der Stadtrat habe sich seine Entscheidung nach langer und intensiver Diskussion wirklich nicht leicht gemacht. Letztlich seien aber alle Stadträte überparteilich der Meinung gewesen, dass es in dieser Situation jetzt besser wäre, gleich auf die Raumluftanlagen zu setzen, deren Wirksamkeit bestätigt ist und für die nach aktuellem Stand mit einer Förderung vonseiten der Bundesregierung gerechnet werden kann.
(vl)