Konfliktlösung – keine Frage von Sieg oder Niederlage – Deutsche setzen vermehrt auf außergerichtliche Einigungsverfahren
Wann immer Menschen zusammen leben oder arbeiten, entstehen Konflikte. Meistens lösen die Beteiligten ihre Unstimmigkeiten ohne fremde Hilfe. Was aber, wenn eine Einigung nicht gelingt? Müssen solche Auseinandersetzungen zwangsläufig vor Gericht entschieden werden? Experten-Tipps gibt Meike Becker, Rechtsanwältin und Mediatorin aus Amberg.
Konflikte mit Hilfe einer Mediation lösen
Ihrem Ruf als klagewütige Zeitgenossen werden die Deutschen schon seit über 20 Jahren nicht mehr gerecht. Seit 1995 hat sich die Zahl der eingereichten Klagen um rund ein Drittel verringert. Ein Grund dafür sind verstärkt angebotene, außergerichtliche Verfahren zur Konfliktlösung, die zudem noch deutliche Vorteile gegenüber gerichtlichen Entscheidungen haben. Meike Becker aus Amberg ist ausgebildete Mediatorin und Rechtsanwältin. Sie hat täglich mit Menschen zu tun, denen die Lösung eines Konflikts ohne Unterstützung nicht gelingt.
Freiwillige Bereitschaft als Grundvoraussetzung
„Viele Konflikte lassen sich mit Hilfe einer Mediation außergerichtlich lösen“, sagt Becker. „Der Vorteil einer Mediation ist, dass ihr Ziel nicht der Sieg über den Gegner ist, sondern eine für alle tragfähige Einigung,“ so die Juristin aus Amberg weiter.
Die wichtigste Voraussetzung für das Zustandekommen einer Vereinbarung zur Lösung des Konfliktes ist die freiwillige Bereitschaft, am Verfahren mitzuwirken. Der Mediator ist neutral. „Meine Funktion ist vergleichbar mit der eines Moderators. Ich ergreife niemals Partei. Ich schlage auch keine Lösungen vor; diese erarbeiten die Parteien eigenverantwortlich selbst. Ich schaffe lediglich den Rahmen, achte auf eine respektvolle, positive Kommunikation und stelle sicher, dass alle Parteien den gleichen Informationsstand haben“, erklärt Meike Becker ihre Rolle als Mediatorin.
Mehr Möglichkeiten zur Konfliktlösung als vor Gericht
Gegenüber einem Gerichtsverfahren habe, so Becker weiter, eine Mediation den großen Vorteil, dass sie auch Lösungen zulässt, die vor Gericht nicht möglich sind. „Ein Richter kann immer nur im Rahmen von Gesetzen und Vorschriften urteilen. Fein austarierte Kompromisse, bei der eine Partei freiwillig auf etwas verzichtet, um an anderer Stelle etwas zu bekommen, kann kein Richter in ein Urteil packen. Aber in der Mediation geht das. Hier können sich die Parteien auf alles verständigen, was nicht strafbar oder verboten ist.“
Sinnvoll ist ein Mediationsverfahren dann, wenn sich die Konfliktparteien nicht einigen können, aber darin übereinstimmen, dass eine Einigung sinnvoll und wünschenswert ist. In diesem Fall lohnt sich der Anruf bei einem Mediator. Meike Becker dazu: „Das ist eigentlich ganz unkompliziert. Was zählt, ist die Bereitschaft. Alles andere klären wir bei der ersten Kontaktaufnahme. Wir gehen schrittweise vor und überfordern niemanden. Und ganz wichtig: Jede Partei hat das Recht, die Mediation jederzeit abzubrechen. Wir zwingen niemanden zu irgendetwas.“
Umfangreiche Ausbildung als Voraussetzung für Mediatoren
In Deutschland ist für die Tätigkeit als Mediator eine umfassende Ausbildung gesetzlich vorgeschrieben. Wer sich Mediator nennt, muss – so wie Meike Becker – diese Ausbildung vorweisen können. „Der Beruf ist durchaus anspruchsvoll“, sagt Meike Becker. „Man sollte schon wissen, was man da tut.“
Als anwaltliche Mediatorin kann Meike Becker zudem Lösungen, auf die sich die Parteien verständigt haben, rechtlich beurteilen.
„Das ist speziell gegen Ende der Mediation ein großer Vorteil. Ich kann den Parteien gleich sagen, ob sich ihre Lösung im Rahmen der Gesetze bewegt“, erklärt Becker.
Zu Meike Becker kommen Menschen mit den unterschiedlichsten Anliegen. „Ich habe viele Familien-Konflikte, aber auch Unternehmen und deren Angestellte kommen zu mir. Anfragen wegen Problemen zwischen Beteiligten am Bau gibt es ebenfalls vermehrt.“
Erfolgreiche Mediationen lösen Konflikte und schonen Nerven wie Geldbeutel.
Weitere Informationen gibt es in diesem Video.
(exb)