Seit diesem Jahr sind nur noch drei Atomkraftwerke in Deutschland am Netz – darunter Isar 2 in Bayern. Doch auch bei ihnen wird in diesem Jahr der Stecker gezogen und der Atomausstieg damit vollzogen. Doch damit sind jahrzehntelange Diskussionen um die Atomkraft besonders auch in unserer Region – man denke da nur an die Proteste gegen die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf – nicht beendet. Die EU-Kommission stuft die Atomkraft nun nämlich als nachhaltig ein – und damit als fundamentalen Baustein in der Energiewende. Dagegen gibt es massive Kritik, etwa von der Bürgerinitiative gegen atomare Anlagen Weiden-Neustadt.
Eigentlich hätte dieses Jahr für Hilde Lindner-Hausner von der Bürgerinitiative gegen atomare Anlagen Weiden-Neustadt ein ganz Besonderes sein können. Denn 2022 ist das letzte Jahr, in denen in Deutschland noch Kernkraftwerke am Netz sind. Doch das Thema kocht jetzt wieder hoch. Die EU-Kommission stuft nämlich Atomkraft und auch Gaskraftwerke als nachhaltig ein. Bedeutet: Wer in nachhaltige Energiefonds investiert, fördert auch diese beiden Energiequellen. Hilde Lindner-Hausner kann da nur den Kopf schütteln.
Bis 2050 will die EU klimaneutral sein. Dass die Kommission dafür Atom- und Gaskraftwerke als nachhaltig einstufen müsse, ist für die Bürgerinitiative ein Beleg dafür, dass Europa mit der Energiewende – also mit dem Ausbau von Erneuerbaren Energien wie Wind- und Solaranlagen – gescheitert sei. Ismail Ertug, der für die Oberpfalz im Europäischen Parlament sitzt, stimmt dem im Gespräch mit OTV zu.
Moderne Reaktoren ein Heilsbringer?
Zwar muss das Europäische Parlament noch zustimmen, doch das gilt unter Experten als Formsache. Europaabgeordneter Christian Doleschal kritisiert die deutsche Bundesregierung hinsichtlich ihres mangelnden Verhandlungserfolgs.
Der deutsche Ausstieg aus der Atomkraft ist besiegelt – wird aber durchaus immer mehr hinterfragt. Auch von Doleschal aus dem Landkreis Tirschenreuth.
Atomkraftbefürworter verweisen auf neue, moderne Atomkraftanlagen mit sogenannten Generation-IV-Reaktoren. Sie wären kleiner, sicherer und würden weniger atomaren Müll hinterlassen. Aber auch hier sieht Hilde Lindner-Hausner große Haken.
Woher kommt in Zukunft der Strom aus der Steckdose? Atomkraftwerke erzeugen zwar keine Treibhausgase, hinterlassen aber radioaktiven Müll. Kohlekraftwerke müssen wegen ihres massiven CO2-Ausstoßes abgeschaltet werden, wenn Deutschland und die EU die Klimaziele einhalten wollen. Und mit dem Ausbau von Erneuerbaren Energien geht es nicht schnell genug voran. Also will Deutschland auch auf Erdgas setzen – und profitiert damit auch von der neuen EU-Einstufung.
Laut Statista erzeugen Gaskraftwerke zwar nur ein Drittel der Treibhausgase von Kohlekraftwerken. Trotzdem ist auch Gas ein fossiler Brennstoff. Für Hilde Lindner-Hausner ist er daher keine Brückentechnologie, sondern eine Untergangstechnologie. Die Energieversorgung der Zukunft wird weiter heiß diskutiert werden.
(mz)