Eine silberne, Fußball-große Kugel wird vorsichtig von den Technikern der Bayernwerk Netz GmbH in die Lüfte gehoben. Sie soll an einem Hochspannungsmasten nahe der Weidener Clausnitzerschule angebracht werden. Darin sind eine Reihe an Sensoren untergebracht – aber nicht nur die: Das Herzstück des Apparats ist eine künstliche Intelligenz. Es ist das erste Gerät seiner Art in Bayern, das ab sofort unsere Stromzufuhr überwachen und bei der Energiewende helfen soll.
Das Hauptziel des Sensorapparats ist es, die maximale Auslastung der Starkstromleitung zwischen Schirmitz und Weiden-Forst zu gewährleisten. Sie ist eine von vielen Leitungen, die aktuell weit unter ihrem theoretischen Maximum arbeiten. Da sich die Kabel bei steigender Stromzufuhr erhitzen, müssen die Netzbetreiber vorsichtig sein. Nicht nur dürfen die Kabel 80 °C nicht überschreiten, da sich sonst ihre schützende Fettung löst – mit steigender Temperatur hängen die Kabel auch stärker durch. So kann der Mindestabstand zum Boden oder zur Bebauung unterschritten werden.
Momentan arbeiten die Netzbetreiber mit sehr konservativen Richtwerten, um die Temperaturauswirkungen zu errechnen. Tatsächliche Messungen können sie nur sporadisch durchführen. Der KI-Sensor soll es jetzt erlauben, die Temperatur, die Neigung des Kabels und viele weitere Details in Echtzeit zu erfassen. Dadurch kann der Netzbetreiber nicht nur manuell die Stromzufuhr an das tatsächliche Maximum anpassen – die künstliche Intelligenz lernt auch selbst mit, bei welchen Wetterbedingungen wie viel Strom fließen kann.
Mehr grüner Strom
Diese Flexibilität soll es der Bayernwerk Netz GmbH erlauben, auch mehr grünen Strom zu verwenden. Da die Einspeisepunkte regenerativer Energien kleiner und zahlreicher sind, als die von großen Kraftwerken, erfordert deren optimale Nutzung einen genauesten Überblick über die Netzauslastung.
Insgesamt will das Bayernwerk-Team in Bayern sechs KI-Sensoren anbringen. Drei davon bei Schwarzenfeld, einen bei Passau, und zwei an der Trasse zwischen Schirmitz und Weiden-Forst. Die Sensoren sind wartungsarm und versorgen sich selbst mit Strom von der Starkstromleitung. So wird die neue, silberne Technologiekugel neben der Clausnitzerschule bestimmt noch eine lange Zeit hängen bleiben.
(sb)