Wegen zu befürchtender massiver Auswirkungen auf die Umwelt durch den geplanten Bau einer Holzhausfabrik in einem Moorwald bei Tirschenreuth fordert der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) ein Raumordnungsverfahren. Für das Vorhaben müssten unter anderem 30 Hektar Klimaschutzwald im Engelmannsholz gerodet werden, was auch einen massiven Flächenfraß bedeuten würde. „Ein Projekt dieser Größenordnung hat Auswirkungen auf eine Vielzahl von zu schützenden Gütern. Diese reichen von Tieren und Pflanzen, über Boden und Wasser, bis hin zu Klima und Landschaft, Siedlungsstruktur, Rohstoffgewinnung sowie Verkehr. Darüber hinaus zieht ein derart großes Bauvorhaben auch noch weiteren Flächenverbrauch wie den Bau neuer Straßen nach sich. Es kann daher nicht sein, dass ein solch gewaltiger Eingriff ohne Berücksichtigung überregionaler Auswirkungen abgehandelt wird. Hier ist aus Sicht des LBV ein Raumordnungsverfahren durch die Regierung der Oberpfalz zwingend erforderlich“, fordert LBV-Geschäftsführer Helmut Beran.
Vor kurzem hat der Stadtrat von Tirschenreuth die Entwürfe für eine Änderung des Flächennutzungsplans im Süden der Stadt gebilligt, die neue Industrie- und Gewerbeflächen auf über 43 Hektar vorsehen. 37 Hektar soll ein so genanntes Holz-Kompetenz-Zentrum einnehmen, das neben mehreren Produktionshallen auch eine Musterhaussiedlung umfassen soll. „Dieses Bauvorhaben widerspricht eindeutig der Absicht der Staatsregierung, den Flächenverbrauch im Freistaat auf fünf Hektar pro Tag zu reduzieren. Wald ist viel zu wertvoll, um als Standort für Gewerbegebiete gerodet zu werden“, macht Helmut Beran deutlich. „Zumal es sich hier auch noch um den eigenen Stadtwald handelt.“
Aus Sicht des LBV müssen in jedem Fall alternative Standorte in das Prüfverfahren aufgenommen werden. Dazu zählen Industriebrachen, Flächen im Offenland und interkommunale Lösungen. „Offensichtlich ist es immer noch billiger, neue Flächen zu bebauen und den Flächenfraß zu befeuern, anstatt Flächenrecycling zu betreiben. Solch einem Vorgehen muss der Gesetzgeber einen Riegel vorschieben“, erklärt der LBV-Geschäftsführer.
Der vorgestellte Entwurf zeigt darüber hinaus, dass die Industrieanlage teilweise in ein Moorgebiet hineingebaut werden soll. Von der Planung ist der Lebensraum hochbedrohter Tierarten wie Moorfrosch und Kreuzotter betroffen. „Der geplante Bau einer Holzhaus-Fabrik in einem intakten Klimaschutzwald ist ein Paradebeispiel einer nicht-nachhaltigen Entwicklung, denn Wald erfüllt viele wichtige Funktionen. Es ist nicht hinzunehmen, dass die Stadt Tirschenreuth in Zeiten des Klimawandels 30 Hektar eigenen Klimaschutzwald opfert, anstatt über den Kirchturm hinwegzuschauen und sinnvolle Alternativen auch mit den Nachbargemeinden zu entwickeln“, kritisiert Beran.
Das Bauvorhaben widerspricht aus Sicht des LBV eklatant allen politischen Bemühungen zum Klima- und Artenschutz. „Wer es ernst meint mit dem Erhalt von Mooren und Wäldern als Kohlenstoffspeicher, darf hier nicht bauen“, kritisiert LBV-Bezirksgeschäftsführer Christoph Bauer. „Es ist geradezu paradox, in einem Moorgebiet Holzhäuser zu bauen und das noch als Beitrag zum Klimaschutz zu verkaufen.“
(Pressemitteilung Bayerischer Naturschutzverband LBV)